Runtasia Infokanal: Runtasia testet: Polar M200

Sonntag, 1. Januar 2017

Runtasia testet: Polar M200

Nicht jede Pulsuhr muss getestet werden, doch ich als Polarfan möchte die aktuellste Neuheit im Sektor Pulsmessung genauer betrachten. Polar hat vor Kurzem nämlich eine Laufuhr auf den Markt gebracht, die den Puls auch über das Handgelenk messen kann. Damit zieht sie einigen Mitbewerbern nach und soll dadurch wieder konkurrenzfähig werden. Wie es ihnen gelungen ist, das möchte ich mir genauer ansehen.


Auch wenn Polar bereits eine Uhr (M600) bzw. Tracker (A360) auf den Markt gebracht hat, beide sind keine Laufuhren! Der Tracker ist eine lustige Spielerei, bei der man Schritte zählen und auch (eingeschränkt) nach Puls trainieren kann. Die M600 wird zwar als erste „wirkliche Sportuhr“ angepriesen, doch wenn sie nicht einmal eine Zwischenzeit nehmen kann, erfüllt sie nicht einmal die wichtigste Funktion für Sportler. Deshalb scheint mir die M200 auch testenswert, weil sie laut Beschreibung alle nötigen Funktionen erfüllt, die sich ein Läufer wünscht.

Wieso ich Polar vorziehe?

In meiner 20jährigen „Laufbahn“ konnte ich unterschiedlichste Pulsuhren ausprobieren, ich bin aber immer wieder auf Polar zurückgekommen, da es der einzige Anbieter war und ist, der nicht nur hochwertige Uhren produziert, sondern auch weiß, was mit den Daten anzufangen ist. Polar produziert Trainingsgeräte, und nicht nur Aufzeichnungsgeräte! Denn für eine sinnvolle Trainingsanalyse braucht man einen einfachen Zugang zu verschiedensten Auswertungen. Bis jetzt ist niemand (abgesehen von ein paar alternativen Auswertungsplattformen) an Polar rangekommen.

Ich möchte bei der Polar M200 nicht genau auf die selbstverständlichen Features eingehen, sondern nur die wichtigsten aufzählen, bevor ich zu den wirklich interessanten Punkten komme. Alle weiteren Details findest du auf der Polar Homepage:
  • einfache Bedienung
    hattest du schon einmal eine Polaruhr, dann wirst du dich sofort auskennen, auch wenn die M200 nur zwei Bedienungsknöpfe hat
  • Smart Notifications
    Hört sich wichtig an, bedeutet aber nur, dass deine Uhr auch mit dem Smartphone verbunden werden kann und du siehst eingehende Anrufe bzw. Nachrichten
  • Datenübertragung
    Alle Daten werden im PolarFlow gespeichert, die Übertragung dorthin geschieht übers Internet per Kabel oder mit dem Smartphone
  • Sportprofile
    Es können unterschiedlichste Sportprofile erstellt werden – jede Sportart kann mit unterschiedlichsten Einstellungen angezeigt werden
  • Anzeige
    Du kannst selbst entscheiden, welche Informationen du beim Laufen sehen möchtest – ein- oder zweizeilig. Also auch für nicht so gute Augen gut zu lesen!
  • Training
    Alle relevanten Informationen werden von der Uhr aufgezeichnet (und angezeigt): Puls, Distanz, Geschwindigkeit, Kalorienverbrauch (berechnet nach persönlichen Eingaben), Runden (manuell und automatisch),…
  • Höhenmeter
    Auch die Höhenmeter werden im Hintergrund per GPS-Daten ermittelt. Also ungenau und mit Vorsicht zu genießen!
  • Preis
    Mit € 149,-- geht die Polar M200 ins Rennen. Es ist anzunehmen, dass in wenigen Wochen der Preis deutlich sinken wird, wie so manches im Internet!

Polar M200 im Runtasia-Test

Im letzten Monat konnte ich die M200 genauestens testen. Doch gleich zu Beginn musste ich feststellen, dass Polar wieder (so wie bei allen anderen Uhren auch) keine Möglichkeit bietet, den Aktivitätstracker auszuschalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich der einzige User bin, der seine Uhr nur zum Laufen trägt und auch nur tragen möchte. Niemand kann eine lückenlose Aktivitätsaufzeichnung führen, und die wenigsten Sportler brauchen eine derartige Motivationsunterstützung, damit sie sich bewegen. Lasst uns dieses Feature ausschalten, damit zumindest der Akku etwas länger hält!

Denn auch der ursprüngliche Nutzen der ständigen Bewegungsaufzeichnung, sie ins Training bzw. in die Gesamtbelastung zu integrieren, funktioniert seit Beginn an nicht und wird wohl auch noch länger keine aussagekräftigen Daten für eine Trainingsplanung liefern. Gute Ideen brauchen vielleicht doch noch mehr Zeit für die Umsetzung.

Genauigkeit der Pulsmessung:

Am meisten interessierte mich natürlich, wie verlässlich die Pulsaufzeichnung am Handgelenk funktioniert. Ich konnte vor einem Jahr bereits eine Uhr mit Handgelenkspulsmessung eines anderen Anbieters ausprobieren, die ich jedoch sofort nach der ersten Laufeinheit zurückgegeben habe: absolut unbrauchbar. Die Pulskurve bestand nur aus ein paar wirren Zacken. Ist die Technologie nun soweit ausgereift, dass man sich auf die Pulsanzeige verlassen kann?

Ich verwende im Training ausschließlich die Polar V800 – mit der ich mittlerweile auch sehr zufrieden bin. Ich nahm sie bei drei Testläufen als Vergleichsuhr. Ich nehme einmal an, dass die Messung mit Brustgurt verlässlich ist – egal, mit welcher Uhr man läuft!

Bei den ersten beiden Läufen sieht man, dass die Polar M200 phasenweise die gleichen Werte anzeigt, doch zwischendurch immer wieder deutlich höhere, selten auch etwas niedrigere Werte angezeigt hat. Es scheint doch, dass die Pulsmessung am Handgelenk nicht so verlässlich ist, wie die mit einem Brustgurt. Ich würde mich bei so einer (Un)Genauigkeit nicht auf die Anzeige verlassen – es macht einen Unterschied, ob ich entspannt bei 135 Schlägen oder mit einem Puls von 160 Schlägen laufe!



Interessanterweise war beim dritten Testlauf die Trainingsaufzeichnung bei beiden Uhren beinahe ident! Keine Ausreißer, keine Verzögerung oder sonstige Aussetzer. Leider kann ich nicht sagen, was ich bei dieser Einheit anders gemacht habe? Einzig: es war sehr kalt und ich hab die Uhr unter dem Handschuh getragen – kann das die Lösung sein?


In den letzten Tagen wurde die Polar M200 auch noch von einer meiner Schützlingen getestet – und siehe da, die HF-Kurven waren bei beiden Uhren (die Vergleichsuhr war diesmal die Polar M400) nahezu ident. Lediglich bei schnelleren Intensitätsänderungen hinkt die Polar M200 etwas nach. Das gibt aber Hoffnung!


Was mir sonst noch gefällt

Die Polar M200 hat kein fixes Armband, sondern ein austauschbares in unterschiedlichen Farben. Die Basis ist das Gehäuse der Uhr und der Rest ist variabel. Bei dieser Uhr ist dies auch nötig, damit man sie überhaupt laden kann. Die Uhr ist nämlich mit einem USB-Anschluss versehen, den man einfach in ein USB-Ladegerät stecken kann. Somit ist das Laden der Uhr ohne lästigen Kabel auch möglich.

Die Uhr ist auch sehr leicht – sie wiegt mit etwa 40g nur die Hälfte der Polar V800. Man spürt sie eigentlich nicht mehr am Handgelenk, zumindest wenn man sie nicht allzu fest anlegt (siehe Nachteile). Auch das Display ist gut lesbar, was bei manch anderen Uhren ein großes Problem ist.

Der GPS-Empfang ist insgesamt sehr gut und sogar mit den Testuhren vergleichbar. Besonders erfreut war ich auch mit der Dauer bis zum Finden des GPS-Signals, das genauso lange dauerte wie mit der Polar V800 oder der M400…wenige Sekunden!

Gefallen hat mir auch bei den nächtlichen Läufen, dass sich das Licht der Uhr automatisch einschaltet, wenn man auf die Uhr sieht. Was bei den Smartwatches schon üblich, wurde auch hier zumindest im Trainingsbetrieb umgesetzt.

Was mich sonst noch stört

Wie oben schon erwähnt, kann man der Herzfrequenz nicht 100% vertrauen. Wenn ich mich nicht drauf verlassen kann, dann macht es auch nicht wirklich Sinn, nach Puls zu trainieren. Bei manchen Einheiten war der Unterschied zweitweise doch bei 20 Schlägen. Um bessere Werte zu bekommen, kann ein festeres Schnüren helfen, damit die Sensoren keine Fehlinformationen erhalten, was aber wieder unangenehm drückt. Positiv ist aber, dass man die Polar M200 auch mit einem Brustgurtverbinden kann. Das mach den eigentlichen Vorteil der Uhr zwar wieder nutzlos, aber für spezielle oder wichtige Einheiten, bei denen ich genaue Werte erhalten möchte, ein Kompromiss.

Das leichte Gewicht wirkt sich leider auch auf die Akkuleistung aus. GPS, Aktivitytracker, Smart Notifications kosten viel Energie und reduziert die Betriebsdauer. Bei mir war die Uhr bereits nach etwa 2 1/2 Trainingsstunden leer. Laut Angaben von Polar sollte sie zumindest 6 Tage bei täglich! einer Stunde Training halten. Das aber nur bei ausgeschalteter Smart Notifications. Meine Frage dazu: wieso baut man diese Funktion überhaupt ein, wenn der Akku das nicht schafft. Sehr verbesserungswürdig!

Eine lästige Kleinigkeit, die mir gleich in den ersten Tagen auffiel, war die fehlende Tastensperre. Ich hatte die Uhr in der Tasche, wo sie sich selbst eingeschaltet hatte. Natürlich war sie dann vollkommen leer und ich hatte keine Aufzeichnungen. Alle bisherigen Uhren waren mit der (automatischen) Tastensperre versehen, diese nicht.

Resümee

Wenn du den Brustgurt leid bist und du nach einer einfachen, aber fürs Laufen mit ausreichend Features ausgestatteten Pulsuhr suchst, dann ist die Polar M200 genau richtig. Erwarte dir aber nicht zu viel, auch etwas Rücksicht auf ungenaue Daten musst du einplanen – denn zu 100% verlassen kannst du dich bei dieser Uhr keinesfalls. Ich persönlich würde noch ein oder zwei Modelle abwarten und hoffen, dass sich die Technologie der Handgelenkspulsmessung weiterentwickelt und verlässlichere Daten liefert. Die Zukunft liegt jedenfalls beim Laufen OHNE Brustgurt!

Wenn man bei den Polaruhren bleibt, dann ist und bleibt aktuell die M400 die beste Uhr mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Nachteil bleibt aber beim Brustgurt.


Titelfoto: Polar Österreich
 

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5 Kommentare :

  1. Im Winter trage ich meine Polar (M400) über Shirt und Jacke damit ich die Daten (HF, km, Zeit) gleich sehen kann. Bei HF-Messung über Handgelenk müsste ich ja die Uhr sozusagen "frei legen" und das finde ich keine Option.

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    1. ...auch das ist ein Nachteil bei der Pulsmessung am Handgelenk. Stimmt!

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  2. Hat die M200 auf Dauerlicht?

    Hat die M200 einen Beschleunigungssensor der genutzt wird solange noch kein GPS Signal vorhanden ist oder muss man stehenbleiben bis das GPS Signal vorhanden ist?

    Nutzt die M200 Glonass? Wenn ja wie ist die Genauigkeit? Kann man damit sein Intervalltraining steuern oder braucht man weiterhin eine Vermessenestrecke und Stopuhr?

    Ich besitze zwar eine Uhr von Garmin die die ersten zwei Punkte kann aber ich denke das ich bald eine neue brauche, von daher bin ich auf der Suche.
    Beim letzten Punkte würde mich allgemein ein Test darüber Interessieren, da dies eine sinnvolle und nötige Verbesserungen wäre.

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    1. eines kann ich mit Sicherheit sagen, Beschleunigungssensor hat die M200 keinen. Erst wenn GPS-Verbindung vorhanden ist, wird auch aufgezeichnet. Auch ein Dauerlicht gibt es nicht - wieso auch?

      Und ein Intervalltraining würde ich sowieso NIE nach der Uhr laufen, sondern NUR auf einer vermessenen Strecke. Egal mit welcher Uhr du auch läufst! Aber jeder wie er will...

      Ob die M200 auch über Glonass funktioniert, das bezweifle ich. Laut Angaben von Polar ist immer nur von GPS die Rede...da musst du aber selbst bei Polar nachfragen!

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  3. Und ich Trottel hab mir die M600 gekauft - das ist ein leuchtendes Spielzeug und keinesfalls eine Laufuhr! :-(

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