Jeder kennt die Schwächen der Pulsmessung im Training, aber auch das Laufen nach Tempo ist meist sehr
schwer umzusetzen. Es ist ständig ein Kompromiss: die Temperatur, der
Untergrund, der Gegenwind, die Steigung, die Tagesverfassung,… und viele andere
Faktoren haben Einfluss aufs Training. Wenn wir beim Laufen nur die Möglichkeit
hätten, die tatsächliche Intensität zu messen, dann könnten wir viel genauer
trainieren. Die Steuerung wäre doch viel detaillierter möglich!
Radfahrer haben bereits eine tolle
Möglichkeit, ihre tatsächliche Leistung aufzuzeichnen: eine Kraftmessung am
Pedal ermöglicht eigentlich ganz einfach eine ständige Leistungsmessung. Je
größer der Druck aufs Pedal, desto höher die erbrachte Leistung. Ich bin zwar
kein Experte im Radtraining, doch bin ich mir sicher, dass der Großteil der ambitionierten
Radfahrer bereits nach Watt trainiert und nicht nach Tempo oder Puls? Was
sagen die Rad fahrenden Leser dazu?
Seit etwa einem halben Jahr teste ich nun schon den Fußsensor von Stryd, der "genaueste Leistungsmessung" verspricht. Der gerade einmal 10 Gramm schwere Sensor wird am Laufschuh montiert und bedarf eigentlich keine weiteren Einstellungen. Mit der App oder mit diversen Laufuhren kann nun die Leistung beim Laufen in Echtzeit verfolgt werden. Genial eigentlich!
Seit etwa einem halben Jahr teste ich nun schon den Fußsensor von Stryd, der "genaueste Leistungsmessung" verspricht. Der gerade einmal 10 Gramm schwere Sensor wird am Laufschuh montiert und bedarf eigentlich keine weiteren Einstellungen. Mit der App oder mit diversen Laufuhren kann nun die Leistung beim Laufen in Echtzeit verfolgt werden. Genial eigentlich!
Die Vorteile der Wattmessung beim Laufen
- Trainieren mit konstanter Leistung, unabhängig von äußeren Faktoren
- Erkennen von Schwächen in der Lauftechnik
- Biofeedback im Techniktraining: direkt messbare Auswirkung von unterschiedlichen Laufstilen
- Effizienz (Stabilität) bei längeren Läufen
- Gezielte Einteilung bei Wettkämpfen
Genauigkeit der Daten
Die absoluten Werte sind jedenfalls zu
hinterfragen! Ich konnte nicht herausfinden, wie die angezeigten Daten zustande
kamen. Ohne irgendwelche Eichungen durchzuführen, zeigt der Fußsensor einfach mal
Werte an, die natürlich abhängig sind, wo er am Schuh befestigt ist. Bei mir
zeigte das Gerät für einen gemütlichen Lauf mit 5:30min/km gleich einmal 250
Watt an – an einem anderen Tag (und mit anderen Laufschuhen) gerade einmal 210
Watt. Einerlei! Interessant ist ja eigentlich nicht der Absolutwert, sondern
wie genau die Daten relativ gesehen sind. Denn wenn ich die Daten nur mit
meinen eigenen vergleiche, dann macht es wieder Sinn!
Bei einem 1000er-Intervalltraining mit einer
meiner Trainingsgruppen bin ich mit jeweils einer anderen Leistungsgruppe
mitgelaufen – mit der Zielvorgabe von 5:45min bis 4:15min. Bei der Auswertung
der einzelnen 1000ern hab ich mir die durchschnittliche Leistung notiert und diese
mit den jeweiligen Zeiten in Zusammenhang gesetzt. Erstaunlicherweise war die
Korrelation beinahe bei 1, was bedeutet, dass die erhobenen Daten nahezu linear
verlaufen: je schneller ich lief, desto höher war die Wattzahl.
Bei einem weitern (für mich sehr schnellen)
Dauerlauf hab ich die ersten 6 Kilometer rauskopiert. Hier sieht man, dass im
Schnitt die Wattangabe nahezu 100% genau ist. Nur wenige Sekunden langsamer
oder schneller gelaufen, widerspiegeln sich in der Leistung.
Diese beiden Beispiele waren jedoch in der
Ebene. Der eigentliche Vorteil wäre ja die Leistungserfassung (und damit auch
die Steuerung im Training) mit Steigungen. Ich konnte bei einigen Sommerlauftreffen die
Daten erheben, doch die Aussagekraft war dabei relativ gering, da wir immer
wieder Pausen einlegen und ich durch meine Fotografenaktivität auch eher ein
unsystematisches Intervalltraining mache. Der erste Eindruck bei der Auswertung
war jedenfalls, dass auch da die angezeigten Werte gefühlsmäßig gut
korrelieren. Dazu erfordert es aber noch mehr Daten!
Was mir besonders gut gefällt
Für mich ist neben der Praxistauglichkeit (diesmal etwas fraglich) natürlich auch immer das Aussehen wichtig. Der Fußsensor ist zwar unscheinbar wie jeder andere auch, doch wie schon beim Test der LUMA Enlite war ich auch diesmal vom Design beeindruckt: sowohl von der Aufmachung der Verpackung, als auch von der kreativen Gestaltung der Ladestation! Mit einer herkömmlichen USB-Ladestation hat das nichts zu tun. Ich freue mich immer, wenn der Fußsensor leer wird, damit ich ihn auf die Ladestation legen kann. Leider hält das Ding aber so lange, was mir die Freude etwas nimmt. Vielleicht sollte ich einfach etwas mehr laufen...?Was mir nicht so gut gefällt
Ein großer Nachteil bei der Aufzeichnung ist
die deutliche Verzögerung der Anzeige! Es dauert nämlich etwa 10 Sekunden, bis
die eigentliche Leistung angezeigt wird. Bei kurzen Intervallen ist diese
Anzeige vielleicht nicht ganz optimal.
Auch wenn die Werte sehr konstant und reproduzierbar sind, man hat bei einer von mir gemessenen Schwankung von 40 Watt keinen Verlass, dass man "in seinen Bereichen" trainiert. Da läuft man mit dem Tempo deutlich besser!
Auch wenn die Werte sehr konstant und reproduzierbar sind, man hat bei einer von mir gemessenen Schwankung von 40 Watt keinen Verlass, dass man "in seinen Bereichen" trainiert. Da läuft man mit dem Tempo deutlich besser!
Stryd ist auch nicht mit jeder Uhr kompatibel.
Es gibt zwar eine tolle App, mit der man alles Mögliche auswerten kann, doch
interessant sind die Daten jedoch nur, wenn sie in der gewohnten
Trainingsaufzeichnung integriert werden können. Auf der Homepage von Stryd findest du die
aktuelle Liste der geeigneten Geräte.
Mein Fazit
Ich werde auf alle Fälle noch weitere Daten
sammeln und versuchen herauszufinden, wie ich diese Leistungsmessung für mein
und das Training meiner Läufer nützen kann. Bis jetzt konnte ich jedenfalls
keinen gravierenden Vorteil gegenüber der herkömmlichen Trainingsaufzeichnung
finden. Weder die absoluten Werte sind in der Praxis fürs Laufen geeignet (weil
zu große Schwankungen), noch sind die relativen Werte so zu nützen, dass das
Training eine bessere Qualität erfahren würde.
Meiner Meinung nach ist eine zusätzliche
Information während des Trainings nicht wirklich zielführend, denn die meisten
Läufer sind sowieso schon zu sehr mit ihrer Technik beschäftigt. Wenn sie nun
auch noch auf die Leistung achten müssen, läuft bald gar nichts mehr. Nach dem Motto "Wer viel misst, misst Mist" können solche Daten zusätzlich mehr Verwirrung stiften, als sie eigentlich nützen. Eine gute
Temposchulung und eine gute Selbsteinschätzung würden sicher mehr fürs Training
bringen!
Ich nehme aber an, dass Stryd mit der momentanen Technik erst am Anfang der Leistungsmessung beim Laufen ist und wir
in Zukunft noch genauere und bessere Daten erhalten werden. Es gibt bereits ein Buch (Wattmessung für Läufer: Professionell trainieren und laufen mit dem Power Meter), in dem alle möglichen Parameter genauestens beschrieben werden. Für Detailliebhaber und Statistiker ein Muss - genau diese Läufer werden mit dem Stryd Fußsensor auch ihre Freude haben.
Interessant finde ich jedenfalls die
Auswertung der Daten im Nachhinein. Wenn man zum Beispiel versucht, kürzere
Schritte zu machen, den Fuß näher am Körperschwerpunkt ziehend aufzusetzen, oder
einfach „leichtfüßig“ zu laufen, dann wird man feststellen, dass sich auch die
Leistung bei gleichbleibendem Tempo verändern wird. Diese Rückmeldung kann man
im Techniktraining vielleicht nützen…
Vorerst sehe ich in der Wattmessung für Läufer
lediglich eine interessante Spielerei sowie eine zusätzliche Information fürs
Training. Doch traue ich den Daten nicht so sehr, dass ich darauf meine
Trainingsentscheidung begründen würde.
Den Stryd Fußsensor bekommst du in Wien bei Traildog Running oder natürlich auch online bei Stryd
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