Manchen Läufern sieht man regelrecht am
Gesichtsausdruck an, dass für sie das Laufen Arbeit bedeutet. Harte Arbeit!
Trainingspläne werden verbissen abtrainiert, Pulsschläge werden gezählt,
Sekunden bewertet und die Ziele werden immer höher gesteckt. Manche entwickeln
sich dadurch zu einem verbissenen und mehr oder weniger spaßbefreiten Läufer,
der zwanghaft immer einer neuen Bestzeit nachläuft, sonst aber keinen Sinn mehr
im Laufen findet.
Wenn Druck und Leistung das persönliche Ziel
beim Laufen ist, dann ist alles bestens und man soll auch so weitermachen.
Gerade im Leistungssport gehört Fokus und Motivation an oberster Stelle. Macht
man sich damit aber einen zu großen Stress, dann gibt es ein paar Tipps, wie du
einen entspannteren Zugang zum Laufen finden kannst, ohne gleich den Großteil
der antrainierten Leitung verlieren zu müssen.
nackt laufen
Wie schon vor kurzem genauer beschrieben ist „Nacktlaufen“
eine sehr wirksame Möglichkeit, einen anderen Bezug zum Training zu bekommen.
Nicht etwa ohne Kleider ist damit gemeint, sondern ohne technischem Equipment. Etwas mehr auf den Körper hören und weniger von der Pulsuhr abhängig sein. So
schulst du nicht nur dein Körpergefühl, du lernst dich auch besser einschätzen.
Trailläufe
Das Laufen abseits von befestigten Wegen ist
ein einzigartiges Erlebnis für Körper und Geist. Durch die Abwechslung des
Untergrunds und die vielen Eindrücke der Natur verfällt man oft in einen
richtigen Flowzustand und vergisst die Zeit. Ein Traillauf
als Long Jog zum Beispiel vergeht im Flug und man hat genauso viel für seine
Form getan, wie auf der ebenen Asphaltstraße. Nur dass man nach solch einem
Lauf mit mehr Energie zurückkommt.
Gruppenläufe
Unter Gruppenläufe verstehe ich nicht
unmittelbar „Lauftreffs“, bei denen sich die Läufer gegenseitig anspornen,
sondern entspannte Läufe, bei denen man sich einfach zum Laufen trifft und vor
allem viel geplaudert wird. Wenn man die Regeln eines Gruppenlaufs einhält,
werden Tempo und Leistung relativ, denn man muss sich anpassen…natürlich passen
sich schnellere an langsamere Läufer an. Für manche sind solche Läufe die
einzige Möglichkeit, tatsächlich langsam zu laufen. Denn auch das langsame
Laufen ist nötig, um
überhaupt schnell laufen zu können.
Kilometermarkierungen
Lauf dort, wo du keine messbaren Vergleiche
findest. Das Nacktlaufen ohne GPS ist schon eine Möglichkeit, meide aber auch
Strecken mit Bodenmarkierungen bzw. beachte sie nicht. Bei den meisten
Trainingseinheiten ist es nicht so wichtig, wie schnell oder wie weit man
gelaufen ist, Hauptsache man läuft nach einem einigermaßen systematischen
Konzept. Intervalle, Testläufe, aber auch Wettkämpfe bereiten manchen
Läufern Stress und sie verlieren die Freude mehr dabei. Versuch’s mal mit einem
Fahrtenspiel oder einem Tempowechsel, das funktioniert auch ohne vermessenen
Strecken.
Standardwettkämpfe vermeiden
Muss es denn immer ein genau vermessener 10er
oder Halbmarathon auf einer idealen und vor allem flachen Strecke sein? Je mehr
Vergleiche man hat, desto größer wird die Erwartungshaltung an den nächsten
Wettkampf. Der Leistungsdruck steigt, wenn man bereits eine sehr hohe Leistung
erreicht hat. Verbessert man sich nicht mehr, steigt sich auch der Verdruss.
Wenn du hingegen an einem Wettkampf teilnimmst, der zum Beispiel 6,2km lang ist
und 200 Höhenmeter hat, dann kannst du dich nicht mehr mit deinem bisherigen
Ergebnis vergleichen und kannst entspannter an die Sache rangehen. Finden diese
Läufe auch noch in der Natur statt, steigt damit auch der Erlebnisfaktor und
die Freude am Laufen kehrt zurück, auch wenn der Wettkampf immer noch
anstrengend bleibt.
weniger Umfang
Versuch’s mal mit Gemütlichkeit. Traue dich,
einen Monat oder sogar eine ganze Laufsaison, etwas
weniger zu trainieren. Du wirst unmittelbar vielleicht etwas an deiner Form
verlieren (so viel wird es aber nicht sein!), aber du wirst kein schlechtes
Gewissen haben, wenn du einmal nicht trainierst. Im Gegenteil, du wirst dich
auf jede einzelne Trainingseinheit freuen. In Kombination mit den hier
angeführten anderen Punkten wirst du sogar zum entspanntesten Läufer überhaupt.
Du wirst nämlich die Bestätigung erhalten, dass du ohne Zwang nicht viel
langsamer bist, aber deutlich mehr Spaß ins Training bekommst. Versprochen!
mit/ohne Kopfhörern
Je nachdem, welcher Läufertyp du bist, kann
Musik hören oder das Hören von Hörbüchern extrem entspannend beim Laufen sein.
Sei es aus zeittechnischen Gründen, da man sonst nicht dazu kommt, oder um sich
einfach etwas vom Alltag wegzuschalten. Trainingseinheiten werden so nicht mehr
zur Pflicht, sondern du bekommst laufend Zeit geschenkt.
Für andere Läufer (wie ich es einer bin) sind
gerade keine Kopfhörer die bessere Alternative, um vom Alltag etwas Distanz zu
gewinnen. Erst wenn man die Umgebung wahrnimmt, taucht man tiefer und
intensiver ins Geschehen ein. Je länger die Distanz beim Laufen in der Natur
ist, desto größer wird damit auch die Distanz zum Alltag.
Tipp der Woche:
Auch ein entspannter Zugang: damit du alle Mythen und Legenden übers Laufen kennst - eine Zusammenfassung der gängigsten Laufmythen im Taschenbuchformat
30 Mythen übers Laufen
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