@Michael Grabscheit/pixelio.de |
Die Auswirkungen einer Dehydatation sind ja bereits bekannt: Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Ermüdung, Koordinationsschwierigkeiten bis hin zu innerer Überhitzung und Tod. Doch was passiert, wenn wir zu viel Wasser zu uns nehmen? Scheiden wir es einfach aus oder kann es auch da zu Beeinträchtigungen kommen?
Die regelmäßigen Leser dieses Blogs wissen bereits, dass mit dem Schweiß einiges an Mineralien verloren geht. Und immer wieder trifft man dabei auf das Natrium, ein Teil des Kochsalzes. Wenn wir also viel schwitzen, verlieren wir auch viel Natrium. Man erkennt das an den weißen Rändern der Kleidung nach dem Laufen oder an der salzigen Haut.
Natrium hat im Körper gemeinsam mit Kalium die Funktion der Aufrechterhaltung des Flüssigkeitsverhältnisses zwischen Intra- und Extrazellulärbereich. Fehlt eines dieser beiden Mineralien, so ist der Wasserhaushalt beeinträchtigt und der Mensch ist nicht mehr lebensfähig.
Wir können deshalb nicht ewig Natrium über den Schweiß ausscheiden – irgendwann wird das Gleichgewicht zwischen Natrium und Kalium gestört werden und man bekommt erst leichte körperliche Einschränkungen wie z.B. Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Koordinationsschwierigkeiten und es kann bis zu Ödemen und Kreislaufstillstand führen. Wenn man diese Störungen noch mal genauer ansieht, so fällt einem auf, dass es genau die Symptome einer Dehydratation sind!
Wenn man viel schwitzt und wenig trinkt, so wird man eher Anzeichen einer Dehydrierung erfahren als die eines Natriummangels (Hyponatriämie). Trinkt man jedoch gleichzeitig viel – sehr viel reines Wasser, dann wird dieser „Verdünnungsvorgang“ im Körper beschleunigt.
Und gerade bei sehr langen Ausdauerbelastungen wie bei Ultraveranstaltungen oder beim Ironman kann es unter Umständen passieren, dass Sportler über Stunden nur Wasser trinken (welche Gründe das auch immer haben möge!) und am Ende ist der Natriumspiegel so weit am Boden, dass bereits gesundheitliche Schäden eintreten.
Vor einigen Jahren war ein derartiger Fall beim Kärntner Ironman beschrieben worden. Am Ende der Laufstrecke fand man einen Sportler in der prallen Sonne mit den klassischen Anzeichen einer Dehydratation: er torkelte herum und war nicht mehr ganz bei Bewusstsein, stotterte und war kurz vor dem Zusammenbruch. Die Streckenposten reagierten natürlich sofort und gaben ihm im Schatten ausreichend Wasser zu trinken, damit der Arme sich wieder erholt – und dann kollabierte er! Im Nachhinein fand man heraus, dass er die ganze Zeit an einer Wasserflasche nippte und offensichtlich aus Angst, bei der Hitze zu dehydrieren, viel zu viel Wasser getrunken hat. Er erlitt einer „Wasservergiftung“.
Doch das ist kein Einzelfall! Bereits bei Hitzemarathons wurden derartige Fälle aufgezeichnet. Eine Studie beim Bostonmarathon 2002 zeigte, dass von 488 untersuchten Läufern im Ziel 13% einen Natriumspiegel unter dem Normwert von 135mmol/dl (=leichte Hyponatriämie) hatten. Und 3 Läufer (0,6%) unterschritten sogar die Marke von 120mmol/dl (=schwere Hyponatriämie, bereits Gehirnödeme möglich!). Nehmen wir an, dass es eine repräsentative Untersuchung war, so hätten von den 17.000 Teilnehmern mehr als 100 Läufer eine äußerst kritische Natriumversorgung…und das bei einem Marathon im April! Wie könnte das Ergebnis bei einem echten Hitzemarathon aussehen?
Eine weitere aktuelle Übersicht hab ich noch gefunden, in der mehrere Studien zusammengefasst wurden. Auch hier zeigt sich eine ähnliche Tendenz, dass etwa 1% der Sportler einen Natriumspiegel unter 130mmol/dl hatte. Deutlich sieht man auch, dass das Risiko steigt, je weniger Gewicht die Sportler während des Wettkampfs verloren hatten. Die meisten Fälle hatten im Ziel sogar mehr Gewicht als am Start!
Welch Faktoren fördern nun eine Hyponatriämie?
- Außentemperatur
Nonanet! Je heißer es ist, je weniger Wind geht und je höher die Luftfeuchtigkeit ist, desto ineffizienter ist die körpereigene Thermoregulation. Der Körper verliert viel mehr Wasser und damit auch Salz.
Nonanet! Je heißer es ist, je weniger Wind geht und je höher die Luftfeuchtigkeit ist, desto ineffizienter ist die körpereigene Thermoregulation. Der Körper verliert viel mehr Wasser und damit auch Salz.
- Trainingszustand
Wie ich schon erwähnt habe, ist es ein gutes Zeichen, wenn man viel schwitzt! Erstaunlich ist auch, dass gut trainierte, die viel schwitzen, weniger Salze verlieren als untrainierte – der Körper lernt, mehr Natrium zurück zu halten!
Wie ich schon erwähnt habe, ist es ein gutes Zeichen, wenn man viel schwitzt! Erstaunlich ist auch, dass gut trainierte, die viel schwitzen, weniger Salze verlieren als untrainierte – der Körper lernt, mehr Natrium zurück zu halten!
- Belastungsdauer
Das Risiko einer Hyponatriämie steigt deutlich bei einer Belastung, die mehr als 4 Stunden dauert.
Das Risiko einer Hyponatriämie steigt deutlich bei einer Belastung, die mehr als 4 Stunden dauert.
- Geschlecht/Körpergewicht
Das Geschlecht selbst ist kein wirklicher Risikofaktor, sondern das Gewicht. Da Frauen tendenziell kleiner sind, weniger Muskelmasse (geringere Körperoberfläche) und eine geringere Leistungsfähigkeit haben, waren sie laut den vorhandenen Studien eher betroffen. Es macht natürlich einen Unterschied, ob eine 50kg schwere Person 2 Liter Wasser verliert oder eine 100kg schwere!
Das Geschlecht selbst ist kein wirklicher Risikofaktor, sondern das Gewicht. Da Frauen tendenziell kleiner sind, weniger Muskelmasse (geringere Körperoberfläche) und eine geringere Leistungsfähigkeit haben, waren sie laut den vorhandenen Studien eher betroffen. Es macht natürlich einen Unterschied, ob eine 50kg schwere Person 2 Liter Wasser verliert oder eine 100kg schwere!
- vermehrte Zufuhr von Wasser
Je mehr pures Wasser während der Belastung getrunken wird, desto eher wird der Körper „ausgeschwemmt“.
Je mehr pures Wasser während der Belastung getrunken wird, desto eher wird der Körper „ausgeschwemmt“.
- Gewichtszunahme während der Belastung
Wenn man im Ziel mehr wiegt als am Start, so hat man mit Sicherheit zu viel getrunken. Die Gewichtszunahme ist der stärkste Faktor für die Entstehung einer Hyponatriämie. Wie bereits in der Grafik ersichtlich war, steigt das Risiko bereits bei gleichem Gewicht deutlich.
Wenn man im Ziel mehr wiegt als am Start, so hat man mit Sicherheit zu viel getrunken. Die Gewichtszunahme ist der stärkste Faktor für die Entstehung einer Hyponatriämie. Wie bereits in der Grafik ersichtlich war, steigt das Risiko bereits bei gleichem Gewicht deutlich.
Der klassische Risikopatient ist somit eine schlanke, wenig gut trainierte Frau, die z.B. einen Hitzemarathon in 5 Stunden läuft und dabei viel Wasser trinkt!
Was heißt das für uns?
Wir wissen nun, dass es nicht sinnvoll ist, nur Wasser zu trinken – zumindest wenn wir vorhaben, mehrere Stunden aktiv zu sein. Das gilt sowohl für den sonntäglichen Longjogg und Hitzemarathons aber vor allem für mehrstündige Wandertouren in großer Höhe!!! Gerade solche Belastungen werden unterschätzt, denn der Wasserverlust ist vielleicht genauso hoch (größerer Verlust in Höhen), man merkt es aber nicht so deutlich!
Auch das Wiederauffüllen nach der Belastung spielt in der Hinsicht eine Rolle. Wenn der Durst nur mit reinem Wasser gestillt wird, kann der Wasserhaushalt nicht so schnell wieder ausgeglichen werden.
Der gewissenhafte Runtasia-Leser weiß aber ohnehin, was er in den jeweiligen Situationen zu tun hat, damit er seine Leistung optimal entfalten kann und die Gesundheit nicht gefährdet!
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