Bereits im Februar hab ich an dieser Stelle einen aktuellen
Sportler vorgestellt, dessen Leistungsentwicklung ich mit einem speziellen
Testlauf dokumentiert habe. Damals war er auf dem Weg zur persönlichen Bestzeit
- beim Wienmarathon ist dieser nun an den Start gegangen und das ist daraus
geworden:
Noch einmal zur Erinnerung, die wichtigsten Daten des
Sportlers:
Männlich, 48 Jahre, maximale Herzfrequenz von 173, bisher
gelaufene Halbmarathons: 3 (zwischen 1:49:20 und 1:54:46). Ziel: Halbmarathon
unter 1:45:00
Im Laufe der Betreuung haben wir immer wieder einen Testlauf
im Wettkampftempo in sein Training eingebaut. Die Aufgabe dabei ist es, das
Tempo so konstant es geht einzuhalten, damit die Daten vergleichbar sind. Den
genauen Ablauf findest du in einem früheren Bericht.
Eine Leistungssteigerung zeigt sich darin, dass der Puls
einerseits insgesamt niedriger wird, andererseits auch der Verlauf des
Herzfrequenzanstiegs abgeflacht wird. Genau das konnten wir in den letzten
Monaten des Trainings feststellen. Die Kurven nebenan zeigen die einzelnen
Testläufe im Vergleich. Wenn man die letzten beiden Tests als Bestätigung der
aktuellen Form sieht, dann ist anzunehmen, dass er dieses Tempo auch auf einen
Halbmarathon laufen könnte.
Unser Sportler kam schlussendlich mit 1:45:51 mit einem
Durchschnittspuls von 153 Schlägen/pro Minuten ins Ziel.
Mit diesem Vergleich wollte ich aufzeigen, dass ein bereits
einigermaßen gut trainierter (Hobby)Sportler seine Leistung kontinuierlich
verbessern kann, wenn man an den richtigen Hebeln schraubt. Dabei ist es nicht
wichtig, dass man enorme Umfänge trainiert, sondern dass die Qualität stimmt.
Im obigen Fall wurde nämlich von Ende November bis zum Wienmarathon Mitte April
im Schnitt lediglich 3h15min pro Woche trainiert!
Ein zweiter sehr interessanter Sportler (männlich, 34 Jahre)
hat im Laufe des letzten Jahres auch eine ähnliche Entwicklung gezeigt. Sein
Ziel beim Wienmarathon war es, den Halbmarathon nach seinem ersten Versuch im
Herbst (2h03min, Durchschnittspuls 183bpm, Maximalpuls 192bpm) zumindest unter
2 Stunden, besser 1h55min zu finishen. Deshalb wurde sein Testlauf mit 5:30 pro
Kilometer angesetzt.
Die Entwicklung zeigte, dass er bereits im Jänner eine relativ
gute Form aufweisen konnte. Beim letzten Testlauf im März wurde diese Form noch
einmal um ein gutes Stück verbessert. Mit dem Wissen, dass er den Wettkampf mit
einem relativ hohen Durchschnittspuls laufen kann und der aktuelle Puls beim
Tempo von 5:30/km sehr niedrig und flach verlaufend war, wurde bei der
Endbesprechung spontan entschieden, doch etwas mehr zu riskieren und den
Wienmarathon unter 1h50min anzugehen.
Sein Ergebnis war 1:47:43 mit einem Durchschnittspuls von
173 und einem Maximalpuls von 192 Schlägen pro Minute. Was für mich eigentlich
heißt, dass noch mehr drinnen gewesen wäre ;-). Auch bei diesem Sportler wurde
(teilweise auch krankheitsbedingt) im Schnitt nur knapp unter 3 Stunden pro Woche
trainiert!
Dieses Beispiel verdeutlicht, dass man ohne ständige
Kontrolle seiner Leistungsfähigkeit solche Entscheidungen nie oder nur sehr
schwer treffen könnte. Besonders im Hobbysport hat man nicht die zeitlichen und
finanziellen Mittel zur Verfügung und auch nicht einen Stab an Betreuern, die
ständig das Training analysieren. Deshalb passiert es auch so oft, dass
Sportler ihre eigene Leistungsfähigkeit falsch einschätzen, viel zu viel
trainieren und sich im Wettkampf oft mehr zutrauen als eigentlich möglich ist…und
dann eingehen! Frei nach der Devise: „Schaun wir mal wie’s geht, dann sehn wir
schon was wird“.
Was ich dir für dein
Training mitgeben möchte:
Lies dir noch einmal den Bericht über die diversen
Möglichkeiten der Formüberprüfung
durch und mach dir dann Gedanken darüber, wie du dir diese Tests in dein
Training integrierst. Als zweiten Schritt überprüfe auch einmal dein Training
bzw. deinen Trainingsumfang – vielleicht kannst du auch da noch etwas
optimieren? Ich bin mir sicher, du kannst!!
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