Sonntag, 2. September 2012

Marathon – eine aussterbende Sportart!


In den nächsten Wochen möchte ich etwas über den Marathonlauf philosophieren. "Mythos Marathon" wie es so schön heißt. Wieso hat er eine so große Bedeutung für uns Läufer und wieso nehmen dennoch so wenige daran teil. Ich hab mir die Statistik angesehen!

Der Laufboom nimmt kein Ende! Beinahe jeder Volkslauf meldet Jahr für Jahr steigende Teilnehmerzahlen, Lauftreffs und Laufgruppen entstehen in jedem etwas größeren Park und die Medien sind voll von Laufthemen! Der Wienmarathon startete vor 30 Jahren das erste Mal mit lediglich 1.550 Teilnehmern – dieses Jahr waren insgesamt mehr als 36.000 Läufer am Start! Ein Massenphänomen!

In der Grafik nebenan sieht man genau den steilen Anstieg der Teilnehmerzahlen (Daten von der offiziellen Homepage des VCM). Eine läuferische Erfolgsgeschichte!

Ich hab mir einmal einen Spaß gemacht und die tatsächliche Entwicklung des Vienna City Marathons etwas genauer analysiert. Dabei habe ich entdeckt, dass der Laufboom Anfang der 90er so richtig begonnen hat und in den ersten 2000ern vorerst ein Maximum erreichte. Das war die Zeit von „Laufpapst“ Ulrich Strunz, der zu dieser Zeit offensichtlich einen sehr wichtigen Beitrag zu dieser Entwicklung leistete. In den letzten Jahren ging der Trend noch einmal weiter und scheint aktuell nicht zu bremsen!

Zerlege ich jedoch diese Daten und schaue mir nur die Marathonläufer an, ergibt sich ein anderer Trend! 
Schön zu erkennen ist, dass Anfang der 90er Jahre die absolute Zahl der Marathonläufer sprunghaft auf etwa 5000 Finisher anstieg und zu Struz's Zeiten ihr Maximum bei sogar mehr als 9000 Marathonläufern erreichte. Schnell pendelte sich die Zahl der Finisher aber wieder bei etwa 5 bis 6 Tausend ein.

In Relation zu den steigenden Teilnehmerzahlen heißt dies sogar, dass immer weniger beim "Marathon" in Wien teilnehmen. So haben in den ersten 10 Jahren der Wiener Marathongeschichte die Hälfte bis zu einem Drittel der Teilnehmer am Marathon teilgenommen. In den letzten Jahren waren es gerade einmal gut 15%.
Rahmenveranstaltungen wie der Kinder- oder Staffellauf sowie der Halbmarathon sind mehr im Trend als der eigentliche Hauptbewerb! So erfolgreich scheint nun der Vienna City Marathon also nicht zu sein.

Ich ging noch einen Schritt weiter und wollte rausfinden, wie viele Österreicher überhaupt "Marathonläufer" sind. Denn jeder redet über den Marathon oder bewundert die Marathonläufer - dann muss es ja viele davon geben. 

Fündig wurde ich auf der Homepage von "Marathon Austria" - einer Plattform, auf der alle Marathonergebnisse nach österreichischen Läufern abgesucht und zusammen gefasst werden. Genaue Daten gibt es aber nur ab dem Jahr 2000, was aber den aktuellen Marathontrend widerspiegelt: es laufen immer weniger einen Marathon, Tendenz weiter fallend. Insgesamt sind waren es in den letzten Jahren gerade einmal gut 10.000 Läufer pro Jahr, die bei einem Marathonlauf ins Ziel gekommen sind. Dabei sind in dieser Statistik die Mehrfachteilnahmen noch gar nicht berücksichtigt! Es sind insgesamt noch viel weniger Läufer!

Der Mythos "Marathon" ist in meinen Augen eigentlich nur ein Phänomen - auf alle Fälle kein Massenphänomen! Viele laufen diesem Phänomen nach, doch nur die wenigsten laufen in wirklich. Zwar wird der Marathon nie sterben, und immer wieder werden sich Läufer auf die 42,195 Kilometer wagen. Den Aufwand, den man dafür sinnvollerweise betreiben muss und welche Risiken damit eingegangen werden, unterschätzen jedoch viele. 

Deshalb möchte ich in den nächsten Wochen ein paar Regeln präsentieren, wie man sich vernünftig auf einen Marathon vorbereitet, ohne dass es gesundheitliche Probleme gibt und sowohl der Wettkampf selbst als auch das Training Spaß macht.

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8 Kommentare:

  1. sehr interessant....wie so oft sehen die Dinge anders aus, wenn man sie genauer untersucht !

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    1. Oder nach dem Motto: "traue nie einer Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!"

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  2. der Laufboom ist bleibt natürlich ungebrochen - da gibt es keinen Zweifel! Aber dass die Marathonläufer "rückläufig" sind, dass gibt mir schon zu denken. Vielleicht sollte man das auch in den Medien schreiben. Nicht immer die jährlich steigenden Teilnehmerzahlen!
    Danke, dass du uns darauf aufmerksam gemacht hast!

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    1. Genau! Deshalb lassen wir uns das Laufen auch nicht verderben! Auch wenn nur wenige den Marathon laufen, Spaß macht's dennoch und gesund ist's sowieso!

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  3. Viele wollen Marahtonlaufen , aber sehr viele sind nicht bereit so viel Trainingszeit zu investieren wie eigentlich notwenig wäre. Daher wird ja auch jeder Lauf it dem Namen "Marathon" geschmückt -> Halbmarathon, Viertelmarathon, Achtelmarathon ?
    Bei meiner Bürostaffel haben ie 5km-Läufer am meisten über Tapering Rentempo Kohlenhdyratspeicher uvm. gerdet, nur trainieren haben sie nicht wollen.

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    1. Genau! Das ist die Realität! 5km und Tapering hat schon was, wenn man davor insgesamt gerade einmal 5 Trainingseinheiten absolviert hat ;-)
      Und das mit den 1/4 Marathon wird mir jetzt auch erst klar!!!

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  4. Und das trifft nicht nur für Österreich zu - auch in Deutschland sinken die Finisherzahlen!
    http://www.marathon.de/news/marathonstatistikdeutschland2011.html

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  5. Und nicht nur das: Auch die Leistungen, der verblieben, richtigen Marathonläufer werden im Schnitt schlechter. Soll heissen: Wer früher Marathon lief, war im Schnitt besser und schneller als heute.
    Wir sehen das ja an den Zeiten wo sich Promis in New York schon mal einen 7-Stunden Marathon geben, was für mich (nicht böse sein) nichts mehr mit laufen zu tun hat.

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