Ein Marathonläufer muss laufen - viel laufen - um sein Ziel zu erreichen. In der Trainingswissenschaft gibt es zwei grundsätzliche Theorien: die eine besagt, dass man nur duch hohe Trainingsumfänge einen Marathon laufen kann, die andere meint, Trainingsqualität ist ausschlaggebend. Ich bin der Meinung, dass beides wichtig ist. Sowohl eine angemessene Kilometerleistung aber auch die richtigen Trainingsreize zur richtigen Zeit.
Intensitäten gezielt einsetzen
Das Marathontraining besteht nicht nur aus dem
Grundlagentraining, wie so manche meinen! Es gibt unterschiedliche Trainingsbereiche,
die auch im Marathontraining gezielt eingesetzt gehören. Auch wenn eine gute
Grundlage vorhanden ist, heißt es noch lange nicht, dass man den Marathon auch
schnell laufen kann. Nur durchs schnelle Laufen wird man schnell!
Je nach den individuellen Voraussetzungen wende ich folgende Verteilung der Trainingsintensitäten im Jahresschnitt an:
Je nach den individuellen Voraussetzungen wende ich folgende Verteilung der Trainingsintensitäten im Jahresschnitt an:
- Fettstoffwechsel (A1): 50 bis 60%
- Mischstoffwechsel (A2): 20 bis 25%
- Kohlenhydratstoffwechsel (A3): 10-15%
- anaerober Stoffwechsel bzw. Maximalleistung (A4): 5-10%
Trainingsumfang langsam steigern
Klar ist, dass man für einen Marathon viel trainieren muss
bzw. viele Kilometer in den Beinen haben muss, um sowohl den Kreislauf als auch
den Bewegungsapparat auf diese Belastung vorzubereiten. Doch gerade in diesem
Punkt passieren meist die größten Fehler: es wird zu viel trainiert!
Die Muskeln, Sehnen und Gelenke passen sich nur langsam der
Laufbelastung an und überlasten schnell, wenn der Umfang zu rasch erhöht wird. Der Kreislauf hingegen könnte meist noch viel mehr und erholt sich danach auch schnell.
Ich sehe mir gerne die Trainingsaufzeichnungen an, nachdem sich jemand verletzt
hat. Meist sieht man in den Wochen davor eine zu große Umfangssteigerung.
Ich verwende in meinem Training einen Richtwert von maximal 20%
Umfangssteigerung pro Jahr. Nicht mehr, denn sonst sind Überlastungen
vorprogrammiert. Wenn du zum Beispiel im letzten Jahr 5 Stunden pro Woche trainiert hast,
dann sollst du im darauf folgenden Jahr maximal 6 Stunden Trainingsumfang pro Woche
haben.
Gerade für Anfänger ist es deshalb schwierig, gesund auf
einen hohen Trainingsumfang zu kommen! Denn ein Sprung von 2 auf 4 Stunden
bedeutet schon eine Steigerung von 100% und wird langfristig oft mit
Trainingsausfällen „belohnt“.
Alternativtraining einbauen
Um dennoch eine gute Grundlage aufbauen zu können, ist ein
alternatives Ausdauertraining sehr gut geeignet. Rad fahren, Schwimmen,
Crosstrainer,…bieten eine gute Alternative zum Laufen. Es werden andere Muskeln
betätigt und die Gefahr, laufspezifische Bereiche zu überlasten ist geringer.
Dennoch bleibt das Laufen die wichtigste Disziplin!
Radfahrer können keinen Marathon unbeschadet laufen. Der Körper braucht den
Reiz des Laufens, um sich speziell drauf anzupassen. Triathleten wissen, wie
schwer es ist, eine gute Laufleistung zu bringen, wenn man zu viel am Rad
sitzt!
Formüberprüfung das ganze Jahr über
Was bringt das beste Training, wenn es nicht wirkt! Auch
wenn du dein Training systematisch aufgebaut und alle möglichen Risiken
berücksichtigt hast, kann es passieren, dass du nicht den erwünschten
Trainingserfolg hast. Abgesehen von den genetischen Voraussetzungen sollte eine
Entwicklung auf alle Fälle feststellbar sein. So ungerecht die Natur nun einmal
ist, manche müssen für das gleiche Ergebnis einfach weniger trainieren, manche viel
mehr!
Wenn jedenfalls kein Fortschritt erkennbar ist, dann
solltest du an eine Kursänderung in deinem Trainingskonzept denken. Auch in
meiner Trainingsbetreuung wird oft das zu Beginn erstellte System verworfen und
mit einem anderen Trainingskonzept fortgesetzt. Auch hier ist Individualität
gefragt.
Deshalb überprüfe
dein Training regelmäßig!
Beginnend mit einer Leistungsdiagnostik erhältst
du die wichtigsten Infos, wie du dein Training beginnen kannst
(Stärken-Schwächen-Analyse). Während des Trainings kannst du beinahe jede Woche einen kleinen Testlauf machen und dadurch eine Tendenz feststellen.
Die wichtigste Überprüfung bleibt aber immer noch der Trainingswettkampf,
der gezielt eingesetzt nicht nur zur Formüberprüfung, sondern auch zur
Formentwicklung beiträgt.
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