Sonntag, 16. Dezember 2012

Leistungsdiagnostik für Läufer - Conconi Test

Mit einem Leistungstest sollte einerseits ein Abbild der aktuellen Leistungsfähigkeit festgestellt werden, aber auch Hinweise für das zukünftige Training liefern. Es ist nicht nötig, einen Test zu machen „um zu wissen, wie gut man ist“, sondern um eine konkrete Empfehlung für sein Training zu erhalten. Der Conconi-Test zum Beispiel liefert Informationen zur aktuellen „anaeroben Schwelle“ – aber mit einigen Fragezeichen!

Francesco Conconi veröffentlichte 1982 das erste Mal sein Testsystem, das die anaerobe Schwelle (Anaerobic Threshold) mit wenig Aufwand und vor allem unblutig ermitteln konnte. Die physiologische Idee dahinter ist, dass die Herzfrequenz bei steigender Belastung zuerst linear ansteigt und sich ab einem gewissen Punkt abflacht. Dieser Knickpunkt (Deflektionspunkt) wird als anaerobe Schwelle angenommen.

Ursprünglich wurde der Test als Lauftest auf der Laufbahn konzipiert. Heute wird dieser Test auch in anderen Sportarten (Fußball, Radfahren, Rudern,…) angewendet, was den Vorteil hat, dass die sportspezifischen Anforderungen etwas berücksichtigt werden.

Ablauf

Die Aufgabe bei diesem Test ist es, alle 200 Meter die Geschwindigkeit laut Marschtabelle um 0,5km/h zu steigern. Für uns Läufer bietet sich für den Conconi-Test neben der Laufbahn auch sehr gut das Laufband an, bei dem man die Geschwindigkeitsvorgaben leichter erfüllen kann. Für Ungeübte ist das konstante Laufen nach einer vorgegebenen Geschwindigkeit oft schwer zu erfüllen.
Aufgezeichnet bzw. notiert wird dabei jeweils die Herzfrequenz am Ende einer jeden Belastungsstufe.

Der Unterschied zu einem „normalen Stufentest“ ist, dass nicht die Dauer der einzelnen Stufen konstant bleibt, sondern die verrichtete Arbeit. Man läuft immer 200 Meter - das bedeutet, dass die Belastungsdauer zu Beginn länger ist als zum Schluss des Tests. Durch diese Gegebenheiten, wird der Effekt der Abflachung am Ende des Tests verstärkt, denn die Herzfrequenz hat immer weniger Zeit, sich auf das neue Belastungsniveau anzupassen.

Auswertung und Interpretation

Trägt man die ermittelten Werte (Herzfrequenz bei jeweiliger Geschwindigkeit) in eine Tabelle ein, erhält man einen Herzfrequenzverlauf, bei dem der Deflektionspunkt eigentlich mit freiem Auge ersichtlich sein sollte! Genau an diesem Punkt wird eine Linie zur jeweiligen Herzfrequenz und Geschwindigkeit gezogen, wo sich laut diesem Test die sogenannte Conconischwelle befindet.

Die Conconischwelle wird mit der anaeroben Schwelle gleichgesetzt, auch wenn diese oft etwas höher ausfällt als sie tatsächlich ist (siehe Nachteile). Von diesem Punkt aus werden die Bereiche wie in der Tabelle berechnet:

von bis
[reg] <70%
[a1] 70% 82%
[a2] 82% 92%
[a3] 92% 100%
[a4] >100% max

Vorteile

  • Unblutiger Test
    Üblicherweise braucht man zur Ermittlung der anaeroben Schwelle sehr aufwändige und teure Gerätschaften (Laktatmessgerät oder Spirometer). Mit diesem Test braucht man eigentlich nur eine Pulsuhr!
  • Einfach selbst durchzuführen
    Prinzipiell könnte jeder Sportler den Test alleine am Laufband durchführen. Einziges Risiko besteht, wenn man bei hohen Geschwindigkeiten selbstständig und manuell die Geschwindigkeit erhöhen muss. Gute Laufbänder können aber individuelle Programme speichern.
  • Testung von größeren Gruppen
    Auf der Laufbahn können gleichzeitig viele Sportler gleichzeitig den Test absolvieren. Pulsuhren, die die Herzfrequenz aufzeichnen können, dienen zur späteren Auswertung der Tests.

Nachteile

  • Deflektionspunkt nicht immer ersichtlich
    Da die Herzfrequenz nichts Stabiles ist und vielen Einflüssen ausgesetzt ist, können große Schwankungen in der Aufzeichnung auftreten. Ausreißende Werte müssen im Nachhinein korrigiert werden, was das Testergebnis beeinflussen kann. Es gibt auch Personen, die überhaupt keinen Knickpunkt aufweisen. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass dieser Test nur bei etwa 2/3 der Getesteten eine aussagekräftige Schwelle.
  • Conconischwelle ungenau
    Wird die ermittelte Conconischwelle mit anderen Tests (Laktat, Spirometrie) verglichen, stellt man fest, dass die tatsächliche anaerobe Schwelle meist etwas niedriger ist. Leider gibt es für die Ermittlung der anaeroben Schwelle keinen „Golden Standard“ – deshalb ist und bleibt diese Theorie leider „interpretationsabhängig“.
Was auch schon die Überleitung ist zum eigentlichen, in unseren Breiten am öftesten
angewandten Leistungstest: dem Laktattest. Er verspricht individuelle, detaillierte und vor allem verlässliche Werte für die Trainingssteuerung. Dass er dennoch seine Schwächen hat, möchte ich im nächsten Bericht erörtern. Willst du die nächsten Berichte per Mail erhalten, dann melde dich doch gleich beim Infokanal-Newsletter an!

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