Sonntag, 16. Juni 2013

Körperfettmessung in der Praxis - und ihre Probleme


Es gibt unterschiedliche Methoden, um das Körperfett zu messen. Einige davon möchte ich heute kurz vorstellen und einen kleinen Vergleich diverser Geräte anstellen. Denn die gemessenen Werte sind teilweise sehr unterschiedlich, was die Aussagekraft mindert.


Mit der Körperfettmessung wollen wir die Fettmasse mit der fettfreien Masse trennen. Dieses Vorhaben ist aber relativ schwierig, denn es gibt keine Methode, bei der man direkt das Fett messen kann, sondern nur indirekt über einen anderen Parameter. Dadurch haben sich folgende Methoden entwickelt:

  1. Bioelektrische Impedanzmessung (BIA)

    Es wird die Leitfähigkeit des Körpers gemessen. Da Fett nicht leitet, misst man die Flüssigkeit bzw. die Elektrolyte. Aus diesem Wert wird der Fettanteil berechnet. Die herkömmliche Fettwaage, die im Handel erhältlich ist, funktioniert auf dieser Basis.
  2. Hautfaltendickenmessung (Kaliper)

    Die klassische Methode, bei der an unterschiedlichen Stellen des Körpers die Dicke der Hautfalte mit einer Kaliper gemessen wird.
  3. Densiometrie (Dichtemessung)

    „Muskeln wiegen mehr als Fett“ – ist jedem bekannt! Diese Tatsache macht die Unterwasser-Wiegemethode zunutze. Der Körper wird unter Wasser gewogen und damit die Dichte gemessen. Je leichter der Körper ist, desto höher ist der Fettanteil.
  4. Nah-Infrarotlicht-Spektroskopie (NIR)

    Fett, Muskeln und Knochen reflektieren infrarotes Licht unterschiedlich stark. Mit dieser Methode wertet die reflektierende Strahlung aus und schließt so auf den Körperfettanteil.
  5. Magnetresonanztomographie (MRT)

    Quasi die „moderne Hautfaltendickenmessung“. MRT ist für die meisten ja ein Begriff – damit kann man Weichteile bildlich darstellen. So auch Fett. Der Körper wird an mehreren definierten Stellen gemessen und die Fettschicht genauestens vermessen. So wird auch auf den Gesamtkörperfettanteil hochgerechnet. 

Wird ein und dieselbe Person mit all diesen Methoden gemessen, dann werden mit Sicherheit 5 unterschiedliche Werte rauskommen. Sogar mit der gleichen Methode aber mit unterschiedlichen Geräten ergeben Unterschiede bis zu 100%!

In Wirklichkeit erhält man mit keiner dieser Methoden einen echten und zu 100% richtigen Fettanteil, sondern nur eine Annäherung. Deshalb darf eine Fettmessung auch nicht als einzige und absolute Aussage zur Körperzusammensetzung herangezogen werden. Wenn man sich jedoch regelmäßig - mit derselben Methode – zur gleichen Zeit – mit den gleichen Voraussetzungen misst, dann erfährt man eine Tendenz, die man interpretieren kann. Und mehr nicht! Ich möchte anhand von 3 Geräten, mit denen ich arbeite, zeigen, wie unterschiedlich die Werte sein können. Ich habe dazu jeweils ein paar Frauen und Männer vermessen und folgende Körperfettanteile sind herausgekommen:



Tanita BC-545N Omron BF 306 Kaliper Diff. min/max
Frau, 26J 30,9 32,5 21,1 54%
Frau, 48J 16,5 30,4 19,8 84%
Frau, 49J 24,9 25 18,3 37%
Mann, 32J 9,4 8,9 10,8 21%
Mann, 40J 9,6 14,9 15,2 58%
Mann, 50J 15,4 20,6 19,3 34%
Mann, 22J 7,4 11,8 10,1 59%

Bereits in meinem bescheidenen Versuch konnte ich extreme Differenzen von bis zu 84% feststellen. Darauf kann ich mich in der Praxis nicht verlassen - und es sollte auch niemand! Denn es ist nicht entscheidend, wie hoch der Wert absolut ist, sondern wie er sich entwickelt.

Auch wenn ich im letzten Bericht "Normwerte" für einen guten Körperfettanteil präsentierte, du kannst sie mit dem heutigen Bericht schon wieder vergessen. Denn auch beim Fettanteil ist jeder Mensch unterschiedlich und er kann nicht in eine Schublade gelegt werden. Leben ist Diversität, die nicht mit einem Gerät gemessen werden kann. Das trifft aber genauso auf das Laktat, den Body-Mass-Index oder die maximale Herzfrequenz zu. Wenn du gut beraten sein willst, dann bleib mit der Diagnostik individuell!

Titelfoto gefunden bei Amazon

3 Kommentare:

  1. Wahnsinn, die Unterschiede sind ja wirklich enorm! Ich habe bis jetzt nur mit Kaliper und BIA gemessen, da waren die Unterschiede auch bei rund 35%. Interessant finde ich, dass man nicht einmal Tendenzen bei den einzelnen Methoden sehen kann (z.B. Kaliper zeigt immer die niedrigsten Werte), davon wäre ich eigentlich ausgegangen.

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    1. Hallo Maria!
      ...und diese Unterschiede sind sogar noch "entschärft". Auch wenn die Kalipermessung tendentiell niedriger liegt, es hängt auch davon ab, welche Berechnungsmethode du verwendest. Es gibt unterschiedliche Formeln, die von 3 bis 7 Messpunkten rechnen. Auch bei der Kalipermessung selbst gibt es Unterschiede von 30 bis 100%!!!! Ich nehme immer den Mittelwert von allen Berechnungen, damit ich diese Fehler auch puffere.

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  2. Der Mittelwert ist sicher eine gute Idee. Ich habe auch die Werte mit 3, 5 und 7 Messpunkten verglichen und war schon erstaunt wie unterschiedlich die Ergebnisse sind :)

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