Sonntag, 18. September 2016

Was der Mount Everest mit dem Marathon verbindet

Heute möchte ich versuchen, zwei Extreme etwas zu vergleichen. Denn ein Marathon hat einige Analogien mit der Besteigung des Mount Everests. Die wenigsten von uns wissen, was es bedeutet, auf den Mount Everest zu steigen. Wir sind ja Läufer! Dennoch kann man sich gut vorstellen, welche psychische und physische Herausforderung beide teilen.

Für den einen Läufer ist der Marathonlauf das Nonplusultra und immer wieder eine neue Herausforderung, für manch andere wird der Marathon zur Gewohnheit, vielleicht sogar langweilig. Ich vergleiche den Marathon gerne mit dem Erklimmen des Mount Everest: bis zur Erstbesteigung Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts haben viele Bergsteiger den Aufstieg zum Gipfel des höchsten Bergs versucht, und sind dabei gescheitert. Manche mussten ihre Expedition sogar mit dem Tod bezahlen.

Sobald jedoch der erste Mensch am Gipfel war, mussten die Bergsteiger nicht nur hinaufkommen, sondern das auch in einer besonderen Weise, um sich von den anderen Bergsteigern abzuheben. Erst schneller, dann ohne zusätzlichen Sauerstoff, dann ohne zusätzlichen Sauerstoff im Alleingang, diverse Altersrekorde (sowohl die Jüngste mit 15 Jahren als auch der Älteste mit 70 Jahren), die erste Frau am Gipfel, der schnellste Aufstieg, die meisten Aufstiege, die erste Abfahrt auf Skiern, dann mit dem Snowboard, der erste blinde Bergsteiger, der Mensch mit nur einem Bein dann auch noch ein Mensch ohne Beine!

Aktuell gibt es am Mount Everest einen regelrechten Massenbergtourismus, bei dem teilweise unzureichend vorbereitete Bergsportler von Sherpas hinaufgetragen werden. Ein bis vor kurzem noch unerreichbares und kaum bewältigbares Ziel wird scheinbar zum Alltäglichen, auch wenn die Herausforderung noch immer sehr sehr groß bleibt. Unterschätzen darf man dieses Projekt keinesfalls, denn die großen Fehler passieren dann oft mit Kleinigkeiten: schlechte Ausrüstung, Ernährung, Übermut, Wetter falsch eingeschätzt,… Auch jetzt sterben immer wieder Menschen beim Versuch, auf dem Gipfel des höchsten Bergs zu stehen.

Was bedeutet das für den Marathon? 

  1.  Einen Marathon läuft man nicht so nebenbei! Niemals!
  2. Vor dem ersten Marathon hat JEDER Läufer einen ungeheuren Respekt!
  3. Wenn der erste Marathon einmal geschafft ist, dann wird er scheinbar „einfacher“
  4. Mit der Zeit verliert der Marathon an Attraktivität, auch wenn es ein Massenphänomen ist
  5. Einen Marathon läuft man auch nach dem 100. Mal nicht unvorbereitet...und gesund! 

Zum Glück ist der Marathonlauf weniger gefährlich als die Besteigung des Mount Everest, im Ziel ist man aber immer erst, wenn man über die Ziellinie gelaufen ist. Bis dahin sind es immer etwas mehr als 42 Kilometer!

Beim ersten Versuch ist es wichtig und gut, dass der Respekt vor der Distanz groß ist und man sich ordentlich darauf vorbereitet. Ist man jedoch im Ziel, verliert die Distanz ein wenig von diesem Respekt. Manche Läufer werden sogar übermütig und denken, dass ab jetzt alles machbar ist! Einige müssen dann oft sogar eingestehen, dass der schönste und vielleicht sogar schnellste Marathon der erste war.

Dieser Respekt muss aber in einem bestimmten Ausmaß bei jedem weiteren Marathon vorhanden bleiben! „A gmahte Wiesn“, wie es so schön heißt, ist ein Marathon nie! Die großen Fehler nämlich passieren dann oft mit Kleinigkeiten: schlechte Ausrüstung, Ernährung, Übermut, Wetter falsch eingeschätzt,…

Auch kommen die meisten Marathonläufer irgendwann einmal bei einem Punkt an, an dem sie an der Sinnhaftigkeit ihres Tuns zweifeln. Und suchen sich etwas anderes. In den Anfang 2000ern zum Beispiel haben viele Marathonläufer auf den Triathlon bzw. den Ironman umgesattelt. Vor einem Marathon noch schnell schwimmen und Rad fahren, das hatte schon wieder eine neue Herausforderung. Und vor allem hebt es sie von den „gewöhnlichen Marathonläufern“ deutlich ab! Anderen wurde der Marathon zu kurz und liefen noch weiter. Diese bestreiten nun Ultraläufe oder extreme Trailläufe, die zurzeit sehr im Trend sind. Was zu Beginn eine Randerscheinung war, eine extreme Ecke für extreme Sportler, wird bald zu einem Massenphänomen.

Schneller, weiter, höher! Das ist die Marathonmentalität unserer Zeit 

Nächste Woche erfährst du alles über den „Mythos Marathon“. Wieso ist er so beliebt und attraktiv, obwohl er doch sooo anstrengend ist? Bevor wir nämlich mit dem Marathontraining beginnen, hab ich dir viele interessante Fakten und Daten zusammengesammelt, die dich vielleicht noch mehr zum Marathon motivieren werden. Lauf mit uns mit!

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2 Kommentare:

  1. Wie wahr.....nach dem Ersten den Respekt verloren und jetzt wurschtel ich nur noch rum. Zeit für einen Reset!

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    1. "Zeit für einen Reset" - genau das ist das einzig Richtige! ;-)

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