Ich hoffe, du hast aus der Überschrift nicht erwartet, dass
du nun hörst, dass „man einen Marathon mit einem Puls von xy Schlägen“ laufen
soll. Einmal ganz davon abgesehen, dass die Herzfrequenz sowieso sehr individuell ist und dass es große Abweichungen von allgemeinen
Durchschnittswerten gibt. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann müsste ich
sogar sagen, vergiss die Pulsanzeige beim Marathon und lauf nach Gefühl.
Denn du hast ja bereits dein für den Marathon mögliches Tempo herausgefunden und auch trainiert – jetzt
brauchst du’s ja nur noch im Wettkampf bestätigen. Es sollten dabei keine
großen Überraschungen geben, egal wie hoch der Puls dabei auch ist!
Herzfrequenz ist schlechte Vorgabe
Wenn du schon einmal das geplante Wettkampftempo im Training
gelaufen bist und dabei den Puls kontrolliert hast, dann wirst du sicher
festgestellt haben, dass du mit diesem Tempo nie und nimmer konstant mit einer
bestimmten Herzfrequenz laufen kannst, sondern dass der Puls mit der Zeit
langsam, aber stetig ansteigt. Das ist ganz normal und soll auch so sein! Auch
wenn du durch diverse Leistungsdiagnostiken
herausgefunden hast, dass dein mögliches Marathontempo bei einem Puls von zum
Beispiel 170 Schlägen befindet, dann heißt es noch lange nicht, dass du mit 170
loslaufen kannst! Versuche es doch einmal!
Einen Wettkampf zu laufen und dabei auf die Pulsuhr zu
achten, kann entweder zu einer Überforderung führen, du kannst aber auch viel
Zeit liegen lassen! Also verlasse dich nicht blind darauf, oder setzte dir keine unbegründeten Grenzen!
Als grobe Orientierung kannst du aus deinen individuellen Trainingsbereichen auch die erwartete Wettkampfintensität für den Marathon
bestimmen: der Durchschnittspuls für den Marathon wird ungefähr im unteren
a3-Bereich sein! UNGEFÄHR! Das heißt, dass du wahrscheinlich den ersten Halbmarathon
knapp unter der a3-Grenze läufst und die zweite Hälfte darüber. Vorausgesetzt,
deine Trainingsbereiche sind ordentlich ermittelt worden und brauchbar!!!!
Erfahrungen sammeln
Wenn du dich beim Marathon nach deiner Herzfrequenz
orientieren möchtest, dann musst du wissen, wie du funktionierst und was die
angezeigten Werte für dich persönlich bedeuten. Wenn du zum Beispiel den
Marathon mit einem Durchschnittspuls von 185 Schlägen laufen kannst, dann soll
es so sein! So mancher Läufer wird sich aber denken, dass er bei dem Puls schon
längst zusammengebrochen wäre. Eine Empfehlung abzugeben, den Marathon mit 185
Schlägen zu laufen, ist für den einen Läufer vielleicht sinnvoll, für andere
weniger. Finde heraus, wie dein Herz schlägt und du kannst es für dich nützen:
- Trainingswettkämpfe
Und wieder liefern Trainingswettkämpfe wichtige Informationen für den Marathon, auch wenn sie deutlich kürzer sind als der Marathon. Wenn du im Nachhinein den Pulsverlauf analysierst, dann bekommst du schon einmal eine Abschätzung, mit welchem Puls du überhaupt laufen kannst und welchen Verlauf die Pulskurve nimmt. Adaptiere es für den Marathon und vergleiche sie mit den Testläufen. - Testläufe
Wir trainieren ja bereit in den Monaten davor das Marathontempo und sammeln viele Informationen. Wenn die Analyse des wettkampfspezifischen Testlaufs eine ungefähre Herzfrequenz ergibt, so wirst du diese höchstwahrscheinlich auch beim Marathon laufen können. Du siehst dabei auch, mit welchem Puls du die ersten Kilometer läufst und wie stark die Herzfrequenz weiterhin ansteigen darf. Nimm das Orientierung für den Marathon und du bist auf der sicheren Seite. - Marathon
Wenn du schon einmal einen Marathon gelaufen bist und den Puls aufgezeichnet hast, dann hast du natürlich die besten Daten für deinen nächsten Marathon gesammelt. Bist du ein gutes Rennen gelaufen und hast das richtige Tempo gefunden, dann kannst du dich beim nächsten Marathon schon mal nach dem Pulsverlauf orientieren. Denn der Puls selbst wird sich von Marathon zu Marathon nicht gravierend verändern, sondern (hoffentlich) nur das Tempo!
Solltest du bei einem Marathon jedoch eingebrochen sein, dann kannst du beim nächsten Marathon vielleicht darauf achten, dass der Puls etwas niedriger ist.
Ich habe in meinen Aufzeichnungen ein passendes Beispiel (2 Marathons innerhalb von 4 Monaten gelaufen!) gefunden, das genau zeigt, wie beim ersten Marathon der Einbruch nach knapp 2 ½ Stunden eingetreten ist…das hat weh getan! Im Vergleich dazu konnte er beim zweiten Marathon zu dieser Zeit noch einmal zulegen. Auch die Trainingsintensitäten (im Hintergrund) zeigt, dass er beim ersten Marathon bereits von Beginn an im a3-Bereich war…das konnte in seinem Fall nicht gut gehen. Der Unterschied war deutlich: beim zweiten Marathon ist er seine persönliche Bestzeit gelaufen, 10 Minuten schneller als 4 Monate davor!
Orientierung für den ersten Marathon
Umso wichtiger sind die eben erwähnten Analysen für
Marathonnovizen! Gerade für den ersten Marathon ist es wichtig, ein paar
Orientierungshilfen zu haben. Da vor dem ersten Marathon niemand wirklich sagen
kann, was auf einen zukommt und wie es sich anfühlen wird, ist es wichtig, das
bisherige Training und vor allem die Trainingswettkämpfe zu analysieren.
Vernachlässige das nicht in der Vorbereitung, damit du beim Marathon nicht
überrascht wirst!
Puls als Bremse
Die Pulsmessung beim Wettkampf selbst kann aber auch in
bestimmten Situationen doch hilfreich sein! Wenn du bereits Erfahrungen
gesammelt hast und weißt, wie dein Körper funktioniert, dann kannst du diese
Informationen natürlich auch für deinen nächsten Wettkampf nützen. Das ist auch
einer der wichtigsten Gründe, wieso du bereits in der Marathonvorbereitung gezielt Trainingswettkämpfe einbauen sollst. Analysiere jeden Wettkampf und lerne
daraus!
Wenn du nämlich weißt, dass du einen Halbmarathon mit einem
Durchschnittspuls von zum Beispiel 174 Schlägen laufen kannst, dann ist die
logische Konsequenz, dass du den Marathon im Schnitt höchstwahrscheinlich um
ein paar Schläge niedriger laufen wirst und musst! Abhängig von deinem Wettkampftyp
kannst du mit dieser Information deine Pulsuhr auch beim Marathon einsetzen.
Bist du ein Schnellstarter, solltest du dich bremsen, bist du ein vorsichtiger
Typ, dann kannst du dich von Beginn an etwas pushen. Generell wird es aber eher
der erste Typ sein, denn wie wir wissen, laufen die meisten doch am Beginn zu schnell weg.
Was du mitnehmen sollst:
Verlasse dich beim Marathon nicht auf deine Herzfrequenz.
Und wenn du nach Puls laufen möchtest, dann musst du wissen, was dir der Pulsuhr sagen möchte! Um sie zu verstehen, brauchst du jedenfalls seeehr viel Erfahrung!
Tipp der Woche
Alle Tipps für Marathonläufer in einem Buch. Diesen Leitfaden musst du gelesen haben. Dann kommst du sicher und verletzungsfrei ins Ziel und verlierst auf dem Weg dorthin nie den Spaß am Laufen.
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