Sonntag, 18. Juli 2021

Die geheime Sprache der Läufer

Letzte Woche habe ich ja versucht, ein läuferisches Wörterbuch zu erstellen – damit auch Nichtläufer uns folgen können. Diesmal gibt’s noch einmal eines drauf: Was reden Läufer untereinander eigentlich und was bedeuten so manche, ganz spezielle Redewendungen und Aussagen. Denn nicht immer kann man läuferisches Gerede zu 100% glauben!


Gleich sind wird da

Vor allem Männer haben die nette Angewohnheit, ein paar Zusatzschleifen zu laufen – oft bewusst, aber meist unbewusst, weil sie sich verlaufen! Mit der Aussage „gleich sind wir da“ möchten Läufer damit zu verstehen geben, dass sie keine Ahnung haben, wie weit es tatsächlich noch ist oder wo sie überhaupt sind! Was bei kleinen Kindern funktioniert, das funktioniert auch bei leichtgläubigen LäuferInnen! Auch wenn der eine oder andere zusätzliche Kilometer gelaufen wird – Läufe, bei denen „gleich sind wir da“ vorkommt, sind meist die schönsten Läufe, die auch in Erinnerung bleiben.

Die Strecke hat ein paar kleine Hügel

Bergauf ist bei vielen Läufern nicht gerade beliebt! Zu anstrengend, zu mühsam und als Flachländler sowieso nicht gewohnt! Doch die Definition „ein paar“ (also es können nicht viele sein!), „kleine“ (also nicht wirklich steile!) „Hügel“ (also das sind keine Berge!) lässt derartige Läufe sehr harmlos erscheinen. Was es dann meist nicht mehr ist, wenn man den ersten Anstieg hinter sich hat! Und frage nicht, wenn dabei die Aussage „gleich sind wir da“ auch noch vorkommt…



Ich brauche neue Laufschuhe

Das wohl wichtigste und prestigereichste Utensil für Läufer sind mit Sicherheit die Laufschuhe. Wenn jemand meint, neue Laufschuhe zu brauchen, dann bedeutet das jedoch nicht, dass die alten ersetzt werden müssen, sondern dass man einfach neue Laufschuhe haben möchte – egal, wie viele bereits im Schuhregal stehen. Dieser Laufschuh-Fetischismus ist sowohl bei Frauen, als auch (und vor allem auch!) bei Männern zu beobachten. Während Frau Wert auf neues Design und Farben legt, bunkert Mann gleich mehrere Laufschuhe desselben Modells. Denn wenn ein Schuh schon einmal so gut passt, dann kauft man ihn gleich auf Vorrat.

Ich dreh mal eine kurze Runde

Mit diesem Satz beginnen oft die abenteuerlichsten Laufrunden, die zum Schluss keineswegs kurz sein müssen! Wenn ein Läufer einmal ins Laufen kommt, dann kann es schon passieren, dass er die eine oder andere Zusatzschleife einbaut, den Berg hinaufläuft oder vielleicht einen Laufkollegen trifft, der gerade auf seinem Long Jog unterwegs ist. Schnelle Planänderung zum Leid aller nicht daran Beteiligten. Denn oft wartet zu Hause jemand, der damit rechnet, dass die Lauferei nach einer halben Stunde zu Ende wäre. Da kann schon mal ein Essen kalt werden oder die Tagesplanung durcheinander kommen.


Heute laufen wir aber besonders langsam

Die Kommunikation bei Lauftreffs muss besonders klar sein, denn wenn mehrere Läufer mit unterschiedlichem Leistungsniveau gemeinsam laufen möchten, muss das Tempo dementsprechend angepasst werden. „Besonders langsam“ bedeutet schließlich, dass der Schnellste in der Gruppe etwas langsamer läuft als normal, aber immer versucht, die Gruppe anzutreiben, sodass die Langsameren immer an ihre Grenzen kommen. Sobald jemand aus der Laufgruppe auch noch versucht, mit dem Zugpferd mitzuhalten, wird aus dem „besonders langsam“ gleich ein „wer schneller ans Ziel kommt“.

Mir geht’s heute nicht so gut

Läufer schnüren ihre Laufschuhe immer! Läufer geben dem Schweinehund keine Chance! Auch wenn sie müde sind, einen stressigen Tag hatten oder einfach schlecht drauf sind, eine Trainingseinheit wird nicht ausgelassen. Das heißt aber keineswegs, dass sie an diesem Tag schlecht in Form sind und deshalb ungewöhnlich langsam laufen wollen! Ganz im Gegenteil, das Laufen hat nämlich den Effekt, dass, wenn einmal die ersten Schritte getan sind, jede schlechte Laune, jede Müdigkeit, jeder Frust verschwindet. Echte Läufer laufen erschöpft weg und kommen energiegeladen zurück. Das wissen sie, deshalb laufen sie auch…immer!

Regenerationswoche ist angesagt

Diese Aussage lässt deutlich erkennen, dass dieser Läufer einen Trainingsplan, oder zumindest ein Trainingssystem verfolgt. Denn kein „normaler Läufer“ würde auf die Idee kommen, bewusst weniger zu trainieren – das ergibt sich sowieso durch Krankheit oder anderen Verpflichtungen. Doch auch für Läufer nach Plan wird eine Erholungswoche meist zu langweilig! Und ausgerechnet in dieser einen Woche hat man auch so viel Zeit zum Laufen! Dann heißt es auf einmal: „Regeneration wird eh überbewertet! Verschieben wir die Regenerationswoche einfach…irgendwann werde ich schon mal krank oder verletzt sein!“


Welche Redewendungen fehlen dir noch? Gibt es markante Sprüche, die unter Läufern anders verstanden als gesagt werden? Ich halte dich jedenfalls weiterhin am Laufenden - jede Woche ein neuer Bericht im Runtasia Infokanal - trage dich gleich in meine Aboliste ein und du bekommst alle neuen Berichte gleich per Mail zugesandt!
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