Mittwoch, 20. September 2017

Mythos 20: Läufer sollen einen Laktattest machen

Um deine Form zu überprüfen bzw. deine Trainingsbereiche festzustellen, brauchst du eine Leistungsdiagnostik. Und State of the Art ist der Laktattest. Mit ansteigender Belastung erhöht sich auch das Laktat, das man mit einem kleinen Stich am Ohrläppchen im Blut messen kann. Und diese Werte sind verlässlich?

Die regelmäßigen Leser des Runtasia Infokanals wissen ja bereits, dass ich besonders auf die Diagnostik stehe. Nicht jedoch auf die Laktatmessung als alleiniges Instrument in der Trainingssteuerung! In vielen Berichten und an unzähligen Beispielen habe ich bereits versucht aufzuzeigen, wieso der Laktattest nicht immer die richtige Wahl für uns Läufer ist.

Ja! Das Laktat widerspiegelt die Belastung des Stoffwechsels

Der Körper ist in der Lage, Kohlenhydrate auch ohne Sauerstoff zu verbrennen. Das ermöglicht eine sehr hohe Energiegewinnung, das aber nur für kurze Zeit. Denn das Abbauprodukt dieser unvollständig verstoffwechselten Kohlenhydrate ist Laktat. Es häuft sich im Blut an und senkt den ph-Wert. In relativ kurzer Zeit wird man „übersäuert“ und ein Laufen (zumindest mit dieser Intensität) ist nicht mehr möglich.

Dieses Phänomen kann man fürs Laufen nützen, indem man bestimmte Bereiche bestimmt, in denen der Laktatwert niedrig (Fettstoffwechsel) oder mittel hoch (Kohlenhydratstoffwechsel) ist oder beginnt zu entgleisen (anaerober Stoffwechsel). Dazu existieren unterschiedliche Berechnungen und Protokolle.

Nein! Auch das Laktat ist individuell sehr verschieden

Diese Bereiche, die man glaubt, mit Laktat bestimmen zu können, sind jedoch sehr ungenau! Das ist einerseits durch die Physiologie des Menschen bedingt (jeder reagiert anders!), andererseits ergibt die Messung selbst schon Probleme! Unterschiedliche Testabläufe mit teilweise vollkommen anderen Messergebnissen werden angeboten: am Laufband und im Freien, Stufendauer von zwei bis 5 Minuten oder sogar 4km, Stufenanzahl von 2 bis 20, oder gleich eine kontinuierliche Rampe. Jeder Diagnostiker wendet das System an, von dem er meint, das geeignetste zu sein.

Und obendrein ist auch die Wissenschaft sich nicht ganz einig, ob nun fixe Laktatschwellen oder doch individuell bestimmte Schwellen besser sind. In der Praxis wendet man jedenfalls meistens Ersteres an, was eigentlich gegen die Diversität der Natur ist. Aber es ist noch immer das mildere Übel! Nach der Gauß'schen Normalverteilung werden so etwa 2/3 der Getesteten einigermaßen gute Werte erhalten, der Rest kann das Ergebnis nicht gebrauchen.

Es kommt drauf an!

Aber ganz so schlecht ist die Laktatmessung auch wieder nicht! Im Spitzensport ist dieser Test auf alle Fälle ein Thema, da er dort auch sinnvoll eingesetzt wird und die erhobenen Daten auch richtig bewertet und umgesetzt werden.

Bei uns im Hobbysport ist das aber nur in den seltensten Fällen möglich. Zu aufwendig wäre eine ordentliche Testserie! Die Erfahrung zeigt nämlich, dass der Großteil der Läufer lediglich einmal im Leben einen Laktattest macht und dann nach diesen Trainingsbereichen trainiert, vorausgesetzt man kann mit den Daten überhaupt was anfangen.


Meine Meinung

Wenn du ein Spitzensportler bist und deine Leistung maximieren möchtest bzw. die nötige Zeit und das Geld zur Verfügung hast, dann wäre die Laktatdiagnostik sicher eine sehr gute Hilfe in deiner Trainingsplanung und Trainingssteuerung.

Solltest du kein Spitzensportler sein und dennoch wissen möchtest, wie du am besten trainieren kannst, dann würde ich dir keinen Laktattest empfehlen, sondern Alternativen dazu. Es gibt unterschiedliche Tests, mit denen du sowohl deine Trainingsbereiche ermitteln, als auch deine Form laufend überprüfen kannst. Dazu brauchst du eigentlich nur dein Training und deine Wettkämpfe analysieren und du bekommst die nötigen Informationen für dein Training.

Es ist auch nicht unbedingt eine Leistungsdiagnostik nötig, wenn man Anhaltspunkte fürs Training sucht. Wenn du einen guten Trainer hast, dann wird er bereits nach einem ausführlichen Anamnesegespräch mehr Informationen fürs Training herausfinden, als jeder Laktattest es kann.

Eine sportmedizinische Untersuchung hingegen ist jedem Läufer zu empfehlen! Der Vorteil von so manchen Laktattests ist nämlich, dass er von Ärzten durchgeführt wird, die vom Sport eine Ahnung haben. Auch wenn du mit den Laktatwerten vielleicht nicht viel anfangen kannst, du bekommst zumindest die Bestätigung, dass du uneingeschränkt laufen kannst…oder auch nicht!

Der September wird interessant – jeden Tag versuche ich, einen Mythos zu zerstören! Möchtest du morgen schon den nächsten Bericht gleich per Mail erhalten, dann hinterlasse mir deine Mailadresse und du bleibst am Laufenden!





Tipp des Tages:

Der wichtigste Leitfaden zur Formüberprüfung und Trainingssteuerung für Läufer! Es gibt anscheinend deutlich bessere Tests als den Laktattest - eh kein Wunder! ;-)
Läufer, teste dich!

8 Kommentare:

  1. Ich als Hobbyläufer habe vor kurzen auch einen Laktattest gemacht (war gratis). Rausgekommen ist das Erwartete hohe Laktatverträglichkeit bischen mangel an Grundlage sieht man auch am hohen Puls (über 70% HFMAX getestet) und auch die Trainingsbereiche stimmen mit einer Toleranz von 5s/km überein. Ermittelt hatte ich meine Bereiche ausschließlich über Wettkämpfe.

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    1. Dann bist du einer der Personen, für die der Laktattest anscheinend funktioniert hat. Jetzt heißt es nur noch umzusetzen und das Beste rausholen. Weiterlaufen!

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  2. Auch ich habe diese Erfahrung gemacht. Mein Test (habe nur einen einzigen gemacht) war volkommen unbrauchbar! Erst wollten sie von mir, dass ich mit 120 Puls rumlaufe und dann haben sie gemeint, einen Marathon unter 4 Stunden zu laufen wäre nur unter besten Bedingungen möglich. Gelaufen bin ich ihn in 3:18:00!!! Da ist das eigene Gefühl sicher aussagekräftig als irgendeine Computerauswertung. Ähnlich ging es einem Laufkollegen, der sogar mehrere Tests machte und dabei noch immer kein vernünftiges Ergenis rausgekommen ist.

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    1. Dann hast du vermutlich selbst mehr Ahnung vom Laktattest gehabt als die "Experten"!
      Zum Thema Startpuls ich hatte 144(HFMAX ~20x) bei der ersten Stufe 6:00/km, raus gekommen ist trotzdem das der Regbereich bei mir 5:40 und schneller ist, also nix mit Puls 120.

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    2. Hallo ihr beiden "Anonym"
      Man kann die Herzfrequenz nicht mit jemanden anderen vergleichen. Und schon gar nicht ein Ergebnis aus einem Laktattest. Wenn bei ihm (dem ersten Anonym) das Ergebnis 120 Schläge rauskommt, dann wird das wohl einen Grund haben, einen berechtigten hoffentlich! Der Puls selbst ist beim Laktattest in erster Linie ja nicht relevant, sondern eben das Laktat. Und das ist ja auch einer der Punkte, wieso der Laktattest nicht wirklich zielführend ist: das Laktat wird gemessen und eine Trainingsempfehlung für einen Pulsbereich wird abgegeben! Puls und Laktat passen in der Praxis nicht zusammen! Der Puls steigt bei gleichem Tempo mehr oder weniger an bzw. bei gleichen Puls wird man mit der Zeit langsamer. Was ist nun richtig? Kann man übrigens im Detail auch in erwähnten e-Book nachlesen ;-)

      PS: bitte markiert euch doch mit Namen, das macht es leichter

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  3. Also ich habe jetzt schon mehrfach einen Laktattest gemacht und mein Training individuell darauf abgestimmt. Mir hat es in meiner Entwicklung sehr geholfen. Zudem waren die dort prognostizierten möglichen Laufleistungen erschreckend exakt.

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    1. Dass der Laktattest ein gutes Instrument im Laufsport ist, das ist nicht zu bezweifeln. Vor allem, wenn man ihn regelmäßig macht, wie du es getan hast! Nur die Wahrscheinlichkeit, wie sehr man damit daneben liegen kann, ist relativ hoch! Wenn ich einen Test mache, dann soll ich auch eine Sicherheit haben, dass er aussagekräftig ist. Wenn bei der Hälfte das nicht zutrifft, dann ist dieser Test als "allgemeine Empfehlung für Läufer" nicht geeignet!

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  4. hausarbeit hilfe ist unerlässlich, wenn Fristen drohen und der Druck groß ist. Professionelle Anleitung kann Ihnen helfen, auf Kurs zu bleiben und sicherzustellen, dass Ihre Arbeit allen akademischen Standards entspricht.

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