Mittwoch, 27. September 2017

Mythos 27: Viel Trinken ist fürs Laufen wichtig

Sobald es draußen über 25 Grad hat, musst du auf alle Fälle eine zusätzliche Getränkeflasche mitnehmen, denn man weiß ja, dass das Trinken besonders beim Laufen das Wichtigste überhaupt ist! Nicht dass man einen Hitzekollaps bekommt und zusammenbricht! Tun wir das, wenn wir nicht ständig trinken?

Etwa 2/3 des menschlichen Körpers besteht aus Wasser. Wir sind abhängig von der ständigen Nachversorgung von Wasser, sonst würden wir in kürzester Zeit sogar sterben. Es gibt keine Reaktion im Körper, in dem Wasser nicht beteiligt wäre. Es ist also naheliegend, dass Wasser eine wirklich wirklich bedeutende Rolle in unserem Körper spielt.

Ja! Wir brauchen ausreichend Flüssigkeit, um Leistung zu erbringen

Um die Leistung voll abrufen zu können, müssen wir ausreichend hydriert sein. Schon ein geringer Flüssigkeitsverlust bewirkt bereits einen Leistungsabfall.

Klar ist auch, dass wir unter Belastung viel Wärme produzieren, und das Schwitzen bewirkt eine Kühlung. Umso wichtiger ist es, dass gerade unter Belastung darauf geachtet wird, dass man nicht austrocknet.

Nein! Wir verdursten nicht

Wir verlieren aber nicht so viel Flüssigkeit, dass ständig Wasser nachgetankt werden muss. Der Körper kann eine Zeit lang den Flüssigkeitsverlust kompensieren, bevor die ersten Anzeichen eines Einbruchs auftreten. In der Literatur findet man dafür einen Wert von etwa 3% des Körpergewichts. Bei Person mit einem Gewicht von angenommen 70 Kilogramm wären das gut zwei Kilogramm Wasserverlust.

Es kommt drauf an!

Nämlich auf 4 Faktoren:
  1. Außentemperatur:
    Je wärmer es ist, desto größer wird der Flüssigkeitsverlust sein, da die Temperaturabgabe schwieriger wird.
  2. Intensität:
    Je schneller ich laufe, desto mehr Wärme wird produziert, die abgegeben werden muss
  3. individueller Flüssigkeitsverlust:
    Jeder schwitzt unterschiedlich stark. Feststellen kann man das, indem man sich davor und danach wiegt. Die Differenz ist der Flüssigkeitsverlust.
  4. Belastungsdauer:
    Unabhängig vom individuellen Flüssigkeitsverlust, kann innerhalb einer Stunde (egal wie schnell man läuft und wie heiß es dabei ist) nicht dehydrieren.

Meine Meinung

Ja, das Trinken ist wichtig, aber übertreiben muss man nicht damit. Wie oft sieht man im Sommer Läufer mit einer Trinkflasche in der Hand herumlaufen? Ständig am Trinken, auch wenn sie nur eine gemütliche Stunde laufen wollen. Auch finde ich es bei Wettkämpfen über 5km interessant, wenn sie auf der Strecke eine Labestation anbieten. Selbst bei 10km-Läufen hätte es wahrscheinlich eher einen nachteiligen Effekt, wenn man während des Laufens nicht trinken kann und so aus dem Rhythmus kommt. Aber jedem das Seine!

Viel bedenklicher finde ich jedoch, das Tragen der Flasche selbst! Sobald man nämlich etwas in der Hand hält (auch das Telefon) ist der Oberkörper angespannt und verspannt mit der Zeit. Auf Dauer wird darunter auch der Laufstil leiden, weil der Armschwung nicht mehr derselbe ist.

Deshalb ist es in den meisten Fällen ausreichend, zeitig vor dem Lauf schon ans Auffüllen zu denkt und ausreichend hydriert an den Start zu gehen. Damit kommt man gut über die Runden, ohne einen Leistungseinbruch zu haben. Wichtig ist natürlich, dass nach dem Training wieder genug getrunken wird, und auch die verlorenen Mineralien nachgefüllt werden.

Wenn der Mund dabei etwas trocken wird, heißt es noch lange nicht, dass man einen Leistungseinbruch hat. Es ist vielleicht ein unangenehmes Gefühl, an das man sich gewöhnen kann. Solltest du dich nicht daran gewöhnen (wollen), dann organisiere dein Trinken wenigstens in einer Weise, die dich beim Laufen nicht beeinträchtigt.

Sobald du aber länger läufst und/oder weißt, dass du sehr viel Flüssigkeit verlierst, dann wird das Trinken auch unter Belastung wichtig. Das gilt vor allem bei mehrstündigen Läufen und natürlich beim Marathon! Die Einstellung „Härte beweisen und nichts trinken“ ist zum Glück überholt und man weiß, dass es gut und wichtig ist, nicht zu dehydrieren.



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