Ich möchte gar nicht darauf eingehen, welche
Gründe es gibt, wieso jemand bei einem Wettkampf betrügt. Sei es aus mangelndem
Selbstvertrauen, zu hoch gesteckten Zielen und damit verbundenen sozialen Erwartungsdruck,
oder einfach nur aus Dummheit. Generell sieht (zum Glück) der Großteil der
Läufer dieses Verhalten negativ.
Schwierig ist jedoch abzustecken, wo die
Grenze des Betrügens gezogen wird und was noch tolerierbar ist. Ist das Abkürzen
bei einer Kurve, wordurch man lediglich zwei Meter gewonnen hat, vielleicht
aber mehr Aufwand auf sich nehmen muss (Gehsteigkante, unebener Boden,…), auch
ein Betrügen? Wenn man etwas weiter geht, dann wäre auch das Getränkereichen
auf der Strecke abseits der Labestationen bereits ein Betrügen (internationale Wettkampfregeln §8 Punkt g und h). Streng genommen brechen sehr viele
Läufer die Wettkampfregeln, aber es wird von den Veranstaltern und Mitläufern geduldet, oder in
der Masse der Läufer erst gar nicht erkannt.
Beschäftigen wir uns doch mit den „echten
Betrügern“, die sich Bestzeiten durch gravierendere Schummeleien erschwindeln,
wie wir es im letzten Bericht erfahren haben. Es gibt ein paar Möglichkeiten, wie man
feststellen kann, ob jemand tatsächlich die volle Strecke selbst gelaufen ist
oder anderweitig betrogen hat. Manche Läufer kommen dabei in Erklärungsnot und verstricken sich in
Widersprüche, sobald man sie darauf anspricht.
Digitale Zeitnehmung
Mit der Chip-Zeitnehmung wurde das Abkürzen
zumindest sehr erschwert. Denn es gibt auf der Strecke immer wieder
Kontrollpunkte, die man durchlaufen muss. Fehlt eine Zwischenzeit, besteht
bereits ein Verdacht. Ob der jeweilige Läufer dazwischen tatsächlich die
gesamte Strecke gelaufen ist, das kann damit aber nicht überprüft werden. Man
kann aber realistische Durchgangszeiten beurteilen. Sollte dieser eine 5km-Zeit
in Weltrekord, oder zumindest deutlich schneller gelaufen sein, ist die
Wahrscheinlichkeit, dass man abgekürzt hat sehr hoch.
Doch diese Zeitnehmung funktioniert nicht zu
100% verlässlich. Leider passiert es immer wieder, dass die Zeitnehmung viele
Läufer nicht registriert. Im Ziel ist es schlimm genug, da man kein Endergebnis
hat und man sich mit dem Veranstalter abmühen muss, um dennoch in die Ergebnisliste
zu kommen. Fehlen jedoch einzelne Zwischenzeiten, so werden die betroffenen
Läufer nicht unmittelbar disqualifiziert (was eigentlich zu machen wäre). Denn
dadurch wären wohl sehr, sehr viele Läufer betroffen und diese Vielzahl an
Reklamationen wird sich kein Veranstalter antun. Bei manchen Veranstaltungen ist
es Usus, die Zeiten etwas genauer anzusehen, wenn zwei Zwischenzeiten fehlen
sollten.
Fotoservice
Mit den bei den meisten größeren
Laufveranstaltungen angebotenen Fotoservices kann man relativ leicht
feststellen, ob jemand tatsächlich die gesamte Strecke selbst gelaufen bzw.
überhaupt selbst an den Start gegangen ist. Sucht man nach der Startnummer, so
müsste sie immer von derselben Person getragen werden. Sofern natürlich auch im
ersten Drittel Fotos gemacht wurden. Eine Übergabe der Startnummer bzw. des Laufchips
wird damit leicht aufgedeckt.
GPS- und Trainingsaufzeichnungen
Die meisten Läufer verwenden bereits
irgendwelche Aufzeichnungen ihrer Trainingseinheiten, so auch bei Wettkämpfen. Damit
kann man zwar keine Abkürzungen bei einzelnen Kurven sehen (was anscheinend ja
eh allgemein toleriert wird), aber größere Vergehen nachweisen. Wird eine
Schleife nicht ganz ausgelaufen, so wird sie auch in den Aufzeichnungen fehlen.
Auch zu kurz vermessene Wettkämpfe sieht man dadurch sehr leicht. Doch bitte
mit Vorsicht betrachten! Erst wenn mehrere Aufzeichnungen eine kürzere Distanz
zeigen, kann man davon ausgehen, dass die Strecke tatsächlich zu kurz war. Denn
auch das GPS ist nicht immer zu 100% sicher!
Es gibt sogar Betrüger, die versuchen diese aufgezeichneten
Daten auch noch zu manipulieren, damit es glaubwürdiger wird. Eigentlich ein
irrer Aufwand dafür, oder? Kürzlich wurde ein
derartiger Fall in Amerika aufgedeckt. Die Zweitplatzierte eines
Halbmarathons wurde von einem „Detektiv“ als Betrügerin aufgedeckt, als sie im
Nachhinein ihre leicht korrigierten Daten auf Strava hochgeladen hatte. Dabei
ist sie die Strecke im Nachhinein mit dem Fahrrad abgefahren und beachtete
nicht die Schrittfrequenz, die höchst verdächtig war und zu ihrem Verhängnis
wurde. Ganz nebenbei sah man am Zielfoto auch ihre Pulsuhr, die gerade einmal
18,5km anzeigte!
Und damit wären wir auch wieder bei einem der
eingangs erwähnten Gründe, wieso manche betrügen. Vielleicht sind sie einfach
nur dumm?
Tipp der Woche
Wenn's einmal ein Marathon werden sollte, dann musst du diesen Leitfaden gelesen haben. Dann kommst du sicher und verletzungsfrei ins Ziel und verlierst auf dem Weg dorthin nie den Spaß am Laufen
Wenn's einmal ein Marathon werden sollte, dann musst du diesen Leitfaden gelesen haben. Dann kommst du sicher und verletzungsfrei ins Ziel und verlierst auf dem Weg dorthin nie den Spaß am Laufen
Ich glaube, ein Gros wäre schon abgedeckt, wenn die Veranstalter der größeren Marathons automatisch das Auslassen einer Kontrollmatte zum DSQ machen, sich da nicht auf Diskussionen einlassen und einfach mal Eier für den Sport zeigen anstatt ständig die Vermarktungswirkung und/oder den Kontostand im Hinterkopf zu haben. Es steht in jeder Wettkampfausschreibung, dass ein fehlender Kontrollpunkt zum DSQ führt - was aber scheinbar nicht oder nur selten umgesetzt wird. Aber ich sehe bei jedem Marathon auch, wie viele LäuferInnen an den Matten einfach links und rechts vorbei laufen, statt drüber.
AntwortenLöschenBeim Zwischenzeiten-Vergleich bin ich da eher skeptisch, wie tauglich das ist. Ich selbst bin schon Marathons gelaufen, wo ich die erste Hälfte in 1:30 und die zweite in 2:03 "gelaufen" bin - und das ganze ohne abzukürzen. Und ich hätte es doof gefunden, mich vor dem Wettkampfrichter / Race Director dafür erklären zu müssen.
Ich denke, dass bei den Profis da eher mal genau hingeschaut wird und evtl. noch genauer hingeschaut werden sollte, wie das in dem Fall der Liechtensteinerin (?) nicht gemacht wurde. Beim Hobbysportler interessiert's eh keine Sau. Und wer mit seinen Zeiten angeben muss und allen aufdrängt, wie geil schnell er/sie doch ist und welche neue Bestzeit jetzt irgendwo wieder geknackt wurde - naja, ist eh nicht der Typ, mit dem ich mich messe. Da sind mir dann die Zeiten auch Schnurz egal.
Hallo Robert!
LöschenWie ich schon erwähnt habe, würde ein restriktives Umsetzen einer Disqualifikation seeehr viel Aufwand bereiten, denn die Zeitmessung selbst birgt Fehlerquellen - und wenn mal eine Zwischenzeit fehlt, wird es nur noch Beschwerden geben! Laut Recherchen schauen sich manche Veranstalter die Teilnehmer mit fehlender bzw. fehlenden Zwischenzeiten genauer an. Wenn Auffäligkeiten bestehen, dann werden sie tatsächlich disqualifiziert. Aber eine 100% sicheren Weg werden wir da wohl auch nicht finden. Am besten nicht betrügen und daran arbeiten, dass die Zeitnehmung besser funktioniert.