Ganz allgemein kann
man sagen, je mehr man läuft, desto niedriger wird der Ruhepuls. Zumindest wenn
man sich dabei nicht überfordert und gewissen Trainingsprinzipien folgt. Der Körper braucht in Ruhe eine gewisse
Menge an Sauerstoff, die das Herz in die Zellen transportieren muss. Wir durch
das Training das Herz stärker (Muskel) bzw. auch größer (Volumen), dann kann
das Herz mit einem Schlag mehr Blut in den Körper pumpen. Da der
Sauerstoffbedarf mit dem Training nur geringfügig höher ist, muss das Herz
einfach nicht öfters schlagen. Und mit dem Trainingszustand verändert sich
somit auch der Ruhepuls.
Bei gesunden,
untrainierten Menschen kann der Ruhepuls schon mal bei 80 Schlägen liegen, und
einen pathologisch hohen Ruhepuls (Tachykardie) hat man ab 100 Schlägen. Bei
Spitzensportlern kann der Ruhepuls sogar bis unter 30 Schlägen sinken. Man
stelle sich das vor, das Herz schlägt nur alle zwei Sekunden! Ohne jemanden
etwas unterstellen zu wollen, behaupte ich aber, dass solche Werte „natürlich“
nicht möglich sind, sondern nur mit etwas Nachhelfen erzielt werden können. Werte unter 40 Schlägen
können hingegen von ambitionierten Hobbyläufern auch erreichen.
Doch ist es nicht das
Ziel, in Ruhe unbedingt eine besonders niedrige Anzahl an Schlägen zu
erreichen, für manche Sportler sind die erwähnten Werte auch nicht erreichbar.
Denn wie auch bei der maximalen Herzfrequenz haben manche einen höheren oder
niedrigeren Puls, der genetisch vorgegeben ist. Wobei der Maximalpuls mit dem
Training mehr oder weniger gleich hoch bleibt, der Ruhepuls sinkt aber. Das
können wir in vielerlei Hinsicht für unser Training nützen.
Ruhepuls messen
Um verlässliche und vergleichbare
Werte zu erreichen, müssen die Bedingungen bei der Messung einigermaßen gleich
sein. Der beste Zeitpunkt zur Ruhepulsmessung ist natürlich in der Früh gleich
nach dem Aufwachen. Sofern man nicht vom Wecker aus dem Schlaf gerissen wurde.
Entweder du legst dir deinen Pulsgurt um oder schaltest einfach deine Pulsuhr,
die den Puls am Handgelenk misst. Wem das zu umständlich ist, der fühlt seinen
Pulsschlag am Handgelenk oder an der Halsschlagader und zählt 15 Sekunden lang
die Herzschläge, multipliziert die Anzahl mit vier, dann erhält man den
Ruhepuls.
Veränderungen beim Ruhepuls
Im Normalfall bleibt
der Ruhepuls mittelfristig ziemlich stabil. Verändert sich der Ruhepuls um etwa
5 Schläge (nach oben oder nach unten!), könnte dies ein Anzeichen sein, dass
der Körper überfordert ist. Zu viel Training kann nämlich sowohl das
sympathische (Puls steigt), als auch das parasympathische (Puls sinkt) Nervensystem aktivieren.
Es gibt aber
tagesabhängige Schwankungen sowohl nach oben als auch nach unten. Deshalb ist
es nicht zielführend, einzelne Werte zu beurteilen, sondern immer im Schnitt
über eine Woche oder 10 Tage. Wenn du den Ruhepuls als Marker zur Erkennung
eines Übertrainings nützen möchtest, musst du den Puls öfters als einmal pro
Woche messen, damit sich die Ausreißer relativieren.
Ruhepuls nach dem Training
Nach sehr intensiven Trainingseinheiten
braucht der Körper natürlich auch länger, ums sich davon zu erholen. Das
widerspiegelt sich im erhöhten Puls. Wenn du zum Beispiel am Tag nach einem
Intervalltraining einen höheren Ruhepuls hast, ist das noch kein Zeichen eines
Übertrainings und darf nicht falsch interpretiert werden. Es heißt nur, dass du
noch nicht vollständig regeneriert bist. Umgekehrt aber heißt es, dass du
bereits zu 100% aufgeladen und erholt bist, wenn der Ruhepuls am nächsten Tag
bereits auf dem gewohnten Niveau befindet. So kannst du die Planung deiner
Trainingseinheiten besser und vor allem zielorientierter gestalten.
Ruhepuls als Biofeedback
Ich persönlich nütze
den Ruhepuls auch als Regenerations- und Entspannungstraining. Mit
„Biofeedback“ ist nämlich gemeint, dass du Körperreaktionen bewusst
beeinflussen kannst, die man (nicht nur) über den Puls sichtbar machen kann. Lege
dir einmal den Pulsgurt an, setzte/lege dich hin und beobachte, was der Puls
macht. Nach kurzer Zeit wirst du einen niedrigen Wert erreichen, der relativ
konstant bleibt. Jetzt kannst du versuchen, den Puls zu beeinflussen:
- atme tiefer
- versuche die Atemfrequenz zu senken
- konzentriere dich aufs Ausatmen
- versuche, bewusst jeden Muskel zu entspannen
- denke an etwas Schönes, Angenehmes
Du wirst bald bemerken,
dass sich der Ruhepuls noch weiter senkt, je entspannter du wirst bzw.
ansteigt, wenn du unruhig wirst oder gestresst bist. Bedenke aber, dass die
Pulsuhr die gemessenen Werte nicht in Echtzeit anzeigt, sondern auch wieder
über einen bestimmten Zeitraum mittelt! Wenn du einen Puls mit 60 Schlägen
angezeigt bekommst, dann schwankt er in Wirklichkeit von 50 bis 70 Schlägen,
oder noch mehr!
Professionelle Geräte
messen zusätzlich zum Puls auch noch die Herzfrequenzvariabilität,
Leitfähigkeit, Hauttemperatur, Muskelspannung u.v.a. mehr, kosten aber
dementsprechend viel. Diverse Pulsuhren haben auch einen „Fitness-Test“
integriert, der neben dem Ruhepuls auch noch die Herzfrequenzvariabilität misst.
Damit könnte man auch den Erholungszustand bewerten, sofern man den Test auch
regelmäßig macht.
Tipp der Woche
Wenn's einmal ein Marathon werden sollte, dann musst du diesen Leitfaden gelesen haben. Dann kommst du sicher und verletzungsfrei ins Ziel und verlierst auf dem Weg dorthin nie den Spaß am Laufen
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