Was sind nun leere Kilometer konkret? Es kommt wieder einmal darauf an! Lockere Läufe können, müssen aber keine
leeren Kilometer sein. Genauso kann ein Intervalltraining die Leistung
steigern, aber auch unnötig zum Erreichen der gesetzten Ziele sein. Deshalb
möchte ich einmal die Aspekte abwiegen, und dir einen kleinen Überblick geben,
wann deine gelaufenen Kilometer leer und wann sie (wert)voll waren.
Frage der Ambition
Bist du ein Gelegenheits- oder Genussläufer,
der hin und wieder einmal eine Runde durch den Park dreht, um das „Hirn
durchzulüften“, dann wird jeder einzelne Kilometer seine Wirkung haben, nämlich
die Steigerung des Wohlbefindens. Nicht immer muss ein Training auch
unmittelbar eine Leistungssteigerung bewirken. Manchmal braucht man bloß die
frische Luft, die Zeit für sich alleine oder einfach etwas Bewegung.
Frage der Zielsetzung
Möchtest du jedoch mit der oben erwähnen
Einstellung auf einen Marathon hintrainieren, dann werden dieselben Kilometer
wohl wirkungslos sein. Deshalb gibt es ja bekanntlich unterschiedliche
Trainingspläne, die aus den gegebenen Umständen das Bestmögliche aus dem
Training rausholen sollen. Ich möchte sogar behaupten, dass ein Trainingsplan
genau diesen einen Sinn hat: effizient ans Ziel kommen. Dabei ist eine
sinnvolle Aneinanderreihung von intensiven, extensiven, langen und kurzen
Einheiten wichtig – zur richtigen Zeit das richtige Training.
Frage der Ökonomie
Ich finde, dass auch im alltäglichen Training
ein gemütlicher Lauf, der nicht unmittelbar die Leistung steigert, auch indirekt
zur Leistungssteigerung bzw. der Leistungsoptimierung beiträgt. Mit jedem
gelaufenen Kilometer wird nämlich auch der Laufstil geprägt und vor allem
gefestigt. Vorausgesetzt natürlich, man prägt damit nicht einen unökonomischen Laufstil! Je mehr du läufst, desto stabiler wird deine Lauftechnik werden.
Wenn man den Aspekt Laufökonomie heranzieht, kann man niemals von leeren
Kilometern sprechen, sondern von „viel
bringt viel“!
Prinzip Forderung und Anpassung
Wenn viel also viel bringen soll, dann werden
die leeren Kilometer sogar umso wichtiger, je besser man trainiert ist. Denn viele
Kilometer sammelt man nicht mit der Intensität! Bekannt ist ja, dass die
Belastung immer der Belastbarkeit des Körpers angepasst sein muss. Wenn du zu
viel (vor allem intensiv) trainierst, wirst du dich überfordern. Deshalb können
auch intensive Trainingseinheiten leere Kilometer sein, wenn man sie nicht
verkraftet bzw. wenn der Körper zu wenig Zeit bekommt, um sich darauf
anzupassen. Intensives Training verkraftet man also nur, wenn man eine
bestimmte Basis aufgebaut hat. Und die bekommt man vor allem mit langsamen Dauerläufen, die
meistens weder fordernd noch anstrengend sind.
Leistungsfähigkeit = Regenerationsfähigkeit
Je besser ich nun trainiert bin, desto
schneller kann ich mich erholen, desto intensiver kann ich trainieren, desto
besser werde ich, desto besser wird die Erholungsfähigkeit,… eine Spirale, die
sich selbst verstärkt. Das ist auch der Grund, dass bei allen Trainingsplänen ein
nur sehr geringer intensiver Anteil eingeplant wird (Qualitätseinheiten) und
der Hauptteil im extensiven Bereich ist (Pflichteinheiten). Wenn man diese
Intensitätsverteilung sinnvoll umsetzt, wird man besser und kann nachhaltig
mehr trainieren. Das braucht aber eine gewisse Vorbereitungszeit. Denn auch den
Umfang kann man nicht von einem Tag auf den anderen maximieren!
Wo die meisten leeren Kilometer anfallen
Egal, wie strikt du dich an einem Plan hältst
oder wie offen du mit deinem Training umgehst, es gibt ein paar Situationen, die solltest
du berücksichtigen, wenn du unnötige Kilometer vermeiden möchtest.
- Monotonie im Training
Hier sammeln sich die meisten leeren
Kilometer! Wenn du immer das Gleiche trainierst, immer dieselbe Strecke mit
demselben Tempo läufst, dann wird der Körper nicht mehr gefordert und es
passiert keine Anpassung. Weder in der Leistung noch in der Lauftechnik.
- Zwanghaftes Kilometersammeln
Auch wenn es gut ist, viele Kilometer in die
Beine zu bekommen, manchmal ist es sinnvoller, weniger zu laufen. Auch wenn man
bereits höhere Umfänge gewohnt ist, gibt es Situationen, da sollte man lieber
etwas weniger laufen, damit die Kilometer wertvoll bleiben. Ich meine damit die
Qualität des Trainings, denn wenn du nicht die optimalen Voraussetzungen fürs
Training hast, dann wird diese Trainingseinheit auch nicht wirken. Es ist
einleuchtend, dass man keine Leistung erbringen kann, wenn man krank oder
geschwächt ist. In dieser Situation eine intensive oder umfangreiche Einheit zu
trainieren wäre nur kontraproduktiv. Dasselbe gilt, wenn man gestresst ist oder
einfach einen schlechten Tag hat. Hör auf deinen Körper!
Auch das übermäßige Ein- und Auslaufen finde
ich unnötig. Denn was soll es bringen, wenn man nach den Intervallen oder einem
kurzen Wettkampf noch gemütlich einen 10er ausläuft? Ein kurzes Auf- und Abwärmen ist gut und wichtig, doch wird es zu lange, dann belastet man
den Körper unnötig und die Regenerationszeit wird dadurch sogar verlängert.
Tipp der Woche
Wenn's einmal ein Marathon werden sollte, dann musst du diesen Leitfaden gelesen haben. Dann kommst du sicher und verletzungsfrei ins Ziel und verlierst auf dem Weg dorthin nie den Spaß am Laufen
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