Über Verletzungen und wie man sich im Fall des
Falles verhält, wurde an dieser Stelle bereits des Öfteren gesprochen. Nicht
aber über die Anwendung von Schmerzmitteln. Ich bin kein Arzt und kann
natürlich keine Empfehlung abgeben, doch da dieses Thema so präsent ist, ich
damit auch immer wieder konfrontiert werde, möchte ich die Probleme und Risiken,
aber auch die Möglichkeiten eines gezielten Einsatzes von Diclofenac, Ibuprfen
und Co aufzeigen.
Die Wirkung von Schmerzmitteln im Vergleich
mit dem Auto:
Wenn du ein ungewohntes Geräusch beim Fahren hörst, wenn es ständig in der Kurve klappert, dann wäre analog zur Verwendung von Schmerzmitteln, wenn du das Radio lauter drehen würdest, damit du das Geräusch nicht hörst. Verdrängung nennt man das. Ich bin mir aber sicher, dass du stehen bleibst und versuchen wirst, die Ursache des Geräusches herauszufinden.
Wenn du ein ungewohntes Geräusch beim Fahren hörst, wenn es ständig in der Kurve klappert, dann wäre analog zur Verwendung von Schmerzmitteln, wenn du das Radio lauter drehen würdest, damit du das Geräusch nicht hörst. Verdrängung nennt man das. Ich bin mir aber sicher, dass du stehen bleibst und versuchen wirst, die Ursache des Geräusches herauszufinden.
Was passiert, wenn du Schmerzen beim Laufen unterdrückst?
So soll es auch im Training sein, wenn du Schmerzen
hast: Stehen bleiben und nachsehen, was los ist. Der erste Schritt ist deshalb immer
PAUSE! Welche Ursache könnte dieser Schmerz haben? In den meisten Fällen sind die kleinen Wehwehchen in kurzer Zeit wieder
vorüber und du kannst normal weitertrainieren, ohne gleich einen
Leistungsabfall hinnehmen zu müssen. Denn wissen musst du auch, dass Schmerzmittel
nicht den Heilungsprozess selbst fördern, sondern nur die Schmerzen unterdrücken.
Das Ausheilen eines Muskelfaserrisses dauert mit oder ohne Schmerzmittel gleich
lange!
Problem kann sich verschlimmern
Eine akute Sehnenentzündung hingegen kann sich
mit Schmerzmittel sogar noch in die Länge ziehen! Bedenke, dass die Entzündung
durchs Laufen verursacht wurde. Dadurch entstanden einige feine Risse in der Sehne,
was eine Entzündung verursachte. Eine Schutzreaktion des Körpers also. Wenn du
diese Entzündung aber unterdrückst und weiterläufst, dann wird die eh schon
überlastete und geschwächte Sehne weiter gefordert und noch mehr Fasern reißen.
Langfristig musst du immer mehr Schmerzmittel nehmen, bis schlussendlich die
Sehne so dünn ist, dass sie reißt. Bis dahin wirst du trotz Schmerzmittel große
Schmerzen haben.
Problem kann sich verlagern
Der Köper hat ein „Schmerzgedächtnis“, er wird
unbewusst versuchen, Schmerzen zu vermeiden, indem er dem Schmerz ausweicht und
eine Schonhaltung einnimmt. Auch wenn sie durch Schmerzmittel unterdrückt sind.
Die Folge kann sein, dass man sich diese Schonhaltung angewöhnt, die sich
langfristig stabilisieren kann und nur noch schwer wieder abzugewöhnen ist. So
versucht man auch in der Therapie nach einer Beinoperation, ein normales
Gangbild aufrechtzuerhalten, damit man keine Folgebeschwerden anzüchtet.
Neue Probleme werden verschleiert
Außerdem wird bei der Einnahme von
Schmerzmitteln nicht nur der akute Schmerzpunkt unterdrückt, sondern alle Schmerzen
gedämpft. Wenn du vollgepumpt mit schmerzlindernden Medikamente trainierst, wirst
du eine neue Überlastung viel später erst bemerken, wenn sich das neue Problem
vielleicht schon manifestiert hat. Die oben erwähnte sofortige Pause und
nachsehen, was los ist, käme dann zu spät.
Die Wirkung des Trainings ist beeinträchtigt
In der Zeit der schmerzunterdrückenden Wirkung
bei gleichzeitigem Fortsetzen des Trainings kann die Verletzung nicht nur
schlecht abheilen, sondern auch das Training wirkt meist nur eingeschränkt, da
man doch nicht voll trainieren kann. Man verzögert dadurch einerseits die
Heilung und verliert zusätzlich Trainingszeit! Das Training ist weder Fisch und
nicht Fleisch.
Gesundheitliche Folgen
Ganz abgesehen von oben genannten Auswirkungen
auf das Training, können auch schwerwiegende gesundheitlichen Auswirkungen durch
(langfristige) Einnahme von Schmerzmitteln auftreten. Meist ist es die
Verdauung, die massive Probleme verursachen kann. Nicht nur, dass einem Durchfall
oder Magenkrämpfe plagen, auch der Wasserhaushalt und die Nährstoffaufnahme sind
beeinträchtigt.
Dir sollten auch die möglichen Nebenwirkungen
bewusst sein. Schmerzmittel sind keine Vitamine, die man vorbeugend einnehmen
kann.
Ich hoffe zwar, dass es keine Läufer gibt, die
freiwillig über einen längeren Zeitraum Schmerzmittel einwerfen, doch gibt es
Menschen die müssen wegen anderer Krankheiten derartige Medikamente einnehmen.
Genau die werden die Folgen der Medikamente in der Kombination mit Laufen bald
feststellen müssen. Wenn das für dich zutrifft, dann kläre das auf alle Fälle
mit deinem Arzt ab!
Wie du gezielt mit Schmerzmitteln umgehen kannst
Trotz aller Gefahren, die Schmerzmittel mit
sich bringen, können sie auch sinnvoll, aber mit Verstand genützt werden. Gerade
bei akuten Verletzungen kann eine einmalige Einnahme von Schmerzmitteln
durchaus wirkungsvoll sein. Denn Schmerzunterdrückung heißt auch Sicherheit im
Alltag. Du kannst die Bewegung, die normalerweise Schmerzen verursacht
einigermaßen normal durchführen und lernst dir dadurch nicht gleich eine
Schonhaltung ein. Das könnten je nach Problem aber auch andere Methoden wie zum
Beispiel das Tapen oder das Flossing bewirken.
Wichtig dabei ist aber, dass du in der Zeit,
in der du die Schmerzmittel nimmst, nicht trainierst, sondern alles unternimmst,
um das Problem zu lindern. Das heißt aber auch, dass die Schmerzmittel nur kurzfristig
einen Sinn haben, damit du in erster Linie einmal schmerzfrei wirst. Solltest
du wirklich langfristig schmerzlindernde Medikamente einnehmen wollen oder müssen,
dann solltest du dir auch überlegen, ob das Laufen tatsächlich noch
gesundheitsförderlich für dich ist.
Was bei manchen, vielleicht sogar bei viel zu
vielen Läufern im Training üblich ist, wird bei Wettkämpfen teilweise sogar im
Extremen betrieben. Viele Läufer nehmen nämlich prophylaktisch ein paar Schmerzmittel,
damit sie die „Schmerzen des Wettkampfs“ leichter ertragen. Von Marathonläufern
bis hin zu Ultraläufern ist es gang und gäbe, vor und nach dem Wettkampf etwas
einzuwerfen. Was das für den Körper bedeuten kann, das möchte ich im nächsten
Bericht genauer betrachten.
Tipp der Woche:
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