Sonntag, 25. Juli 2021

Schmerzmittel beim Laufen?

Jeder Läufer hat hin und wieder einmal ein Zwicken, das durchs Laufen verursacht wurde und beim Laufen weiterhin Probleme bereitet. Es ist aber nicht sooo schlimm, dass man aufhören muss, es ist aber präsent und das volle Training ist etwas eingeschränkt. Damit in dieser Situation richtig trainiert werden kann, greifen manche Läufer gerne zu einer Schmerztablette und schon läufts wieder. Eine gewisse Zeit jedenfalls.

Über Verletzungen und wie man sich im Fall des Falles verhält, wurde an dieser Stelle bereits des Öfteren gesprochen. Nicht aber über die Anwendung von Schmerzmitteln. Ich bin kein Arzt und kann natürlich keine Empfehlung abgeben, doch da dieses Thema so präsent ist, ich damit auch immer wieder konfrontiert werde, möchte ich die Probleme und Risiken, aber auch die Möglichkeiten eines gezielten Einsatzes von Diclofenac, Ibuprfen und Co aufzeigen.

Die Wirkung von Schmerzmitteln im Vergleich mit dem Auto: 
Wenn du ein ungewohntes Geräusch beim Fahren hörst, wenn es ständig in der Kurve klappert, dann wäre analog zur Verwendung von Schmerzmitteln, wenn du das Radio lauter drehen würdest, damit du das Geräusch nicht hörst. Verdrängung nennt man das. Ich bin mir aber sicher, dass du stehen bleibst und versuchen wirst, die Ursache des Geräusches herauszufinden.

Was passiert, wenn du Schmerzen beim Laufen unterdrückst?

So soll es auch im Training sein, wenn du Schmerzen hast: Stehen bleiben und nachsehen, was los ist. Der erste Schritt ist deshalb immer PAUSE! Welche Ursache könnte dieser Schmerz haben? In den meisten Fällen sind die kleinen Wehwehchen in kurzer Zeit wieder vorüber und du kannst normal weitertrainieren, ohne gleich einen Leistungsabfall hinnehmen zu müssen. Denn wissen musst du auch, dass Schmerzmittel nicht den Heilungsprozess selbst fördern, sondern nur die Schmerzen unterdrücken. Das Ausheilen eines Muskelfaserrisses dauert mit oder ohne Schmerzmittel gleich lange!

Problem kann sich verschlimmern
Eine akute Sehnenentzündung hingegen kann sich mit Schmerzmittel sogar noch in die Länge ziehen! Bedenke, dass die Entzündung durchs Laufen verursacht wurde. Dadurch entstanden einige feine Risse in der Sehne, was eine Entzündung verursachte. Eine Schutzreaktion des Körpers also. Wenn du diese Entzündung aber unterdrückst und weiterläufst, dann wird die eh schon überlastete und geschwächte Sehne weiter gefordert und noch mehr Fasern reißen. Langfristig musst du immer mehr Schmerzmittel nehmen, bis schlussendlich die Sehne so dünn ist, dass sie reißt. Bis dahin wirst du trotz Schmerzmittel große Schmerzen haben.

Problem kann sich verlagern
Der Köper hat ein „Schmerzgedächtnis“, er wird unbewusst versuchen, Schmerzen zu vermeiden, indem er dem Schmerz ausweicht und eine Schonhaltung einnimmt. Auch wenn sie durch Schmerzmittel unterdrückt sind. Die Folge kann sein, dass man sich diese Schonhaltung angewöhnt, die sich langfristig stabilisieren kann und nur noch schwer wieder abzugewöhnen ist. So versucht man auch in der Therapie nach einer Beinoperation, ein normales Gangbild aufrechtzuerhalten, damit man keine Folgebeschwerden anzüchtet.

Neue Probleme werden verschleiert
Außerdem wird bei der Einnahme von Schmerzmitteln nicht nur der akute Schmerzpunkt unterdrückt, sondern alle Schmerzen gedämpft. Wenn du vollgepumpt mit schmerzlindernden Medikamente trainierst, wirst du eine neue Überlastung viel später erst bemerken, wenn sich das neue Problem vielleicht schon manifestiert hat. Die oben erwähnte sofortige Pause und nachsehen, was los ist, käme dann zu spät.

Die Wirkung des Trainings ist beeinträchtigt
In der Zeit der schmerzunterdrückenden Wirkung bei gleichzeitigem Fortsetzen des Trainings kann die Verletzung nicht nur schlecht abheilen, sondern auch das Training wirkt meist nur eingeschränkt, da man doch nicht voll trainieren kann. Man verzögert dadurch einerseits die Heilung und verliert zusätzlich Trainingszeit! Das Training ist weder Fisch und nicht Fleisch.

Gesundheitliche Folgen
Ganz abgesehen von oben genannten Auswirkungen auf das Training, können auch schwerwiegende gesundheitlichen Auswirkungen durch (langfristige) Einnahme von Schmerzmitteln auftreten. Meist ist es die Verdauung, die massive Probleme verursachen kann. Nicht nur, dass einem Durchfall oder Magenkrämpfe plagen, auch der Wasserhaushalt und die Nährstoffaufnahme sind beeinträchtigt.

Dir sollten auch die möglichen Nebenwirkungen bewusst sein. Schmerzmittel sind keine Vitamine, die man vorbeugend einnehmen kann.

Ich hoffe zwar, dass es keine Läufer gibt, die freiwillig über einen längeren Zeitraum Schmerzmittel einwerfen, doch gibt es Menschen die müssen wegen anderer Krankheiten derartige Medikamente einnehmen. Genau die werden die Folgen der Medikamente in der Kombination mit Laufen bald feststellen müssen. Wenn das für dich zutrifft, dann kläre das auf alle Fälle mit deinem Arzt ab!

Wie du gezielt mit Schmerzmitteln umgehen kannst

Trotz aller Gefahren, die Schmerzmittel mit sich bringen, können sie auch sinnvoll, aber mit Verstand genützt werden. Gerade bei akuten Verletzungen kann eine einmalige Einnahme von Schmerzmitteln durchaus wirkungsvoll sein. Denn Schmerzunterdrückung heißt auch Sicherheit im Alltag. Du kannst die Bewegung, die normalerweise Schmerzen verursacht einigermaßen normal durchführen und lernst dir dadurch nicht gleich eine Schonhaltung ein. Das könnten je nach Problem aber auch andere Methoden wie zum Beispiel das Tapen oder das Flossing bewirken.

Wichtig dabei ist aber, dass du in der Zeit, in der du die Schmerzmittel nimmst, nicht trainierst, sondern alles unternimmst, um das Problem zu lindern. Das heißt aber auch, dass die Schmerzmittel nur kurzfristig einen Sinn haben, damit du in erster Linie einmal schmerzfrei wirst. Solltest du wirklich langfristig schmerzlindernde Medikamente einnehmen wollen oder müssen, dann solltest du dir auch überlegen, ob das Laufen tatsächlich noch gesundheitsförderlich für dich ist.

Was bei manchen, vielleicht sogar bei viel zu vielen Läufern im Training üblich ist, wird bei Wettkämpfen teilweise sogar im Extremen betrieben. Viele Läufer nehmen nämlich prophylaktisch ein paar Schmerzmittel, damit sie die „Schmerzen des Wettkampfs“ leichter ertragen. Von Marathonläufern bis hin zu Ultraläufern ist es gang und gäbe, vor und nach dem Wettkampf etwas einzuwerfen. Was das für den Körper bedeuten kann, das möchte ich im nächsten Bericht genauer betrachten.

http://feedburner.google.com/fb/a/mailverify?uri=Runtasia&loc=de_DE


Tipp der Woche:

Damit du alle Mythen und Legenden übers Laufen kennst - eine Zusammenfassung der gängigsten Laufmythen im Taschenbuchformat
30 Mythen übers Laufen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen