- Zweifelhafte Diagnostiker, die den Sinn des Tests nicht ganz verstehen
Klar ist, dass jeder Mensch ein individuell spezifisches Laktatverhalten unter Belastung hat. Wenn man das weiß und auch in der Interpretation berücksichtigt, dann könnte man aussagekräftige Werte erhalten – vorausgesetzt die Durchführung des Tests erfolgt auch nach bestimmten Qualitätskriterien. Auch hier schleichen sich leicht Fehler ein, die den Test unbrauchbar machen können.
So reicht es nicht aus, einfach ins Ohrläppchen zu stechen (was auch rechtlich nur einem ausgewählten Kreis vorbehalten ist – also Medizinern, medizinsch-technischen Assistenten und mittlerweile auch Sportwissenschaftern) und einen Tropfen Blut abzunehmen. Da die Menge so gering ist, besteht die Gefahr, dass die Menge mit Schweiß verunreinigt bzw. verdünnt wird.
Auch die Geräte zur Analyse des Laktatgehalts liefern unterschiedlich genaue Werte. Es ist ein gravierender Unterschied, ob man einen Tropfen Blut auf einen Messstreifen gibt oder ob ein computergesteuertes Analysegerät auf Mykroliter genaue Mengen analysiert
Immer wieder sehe ich Tests, bei denen lediglich etwa drei Mal 2 Kilometer mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten gelaufen und daraus eine Laktatkurve abgeleitet wird. Mathematiker greifen sich am Kopf, wenn sie verlässliche Ergebnisse mit nur drei Messwerten berechnen sollen. Die Messungenauigkeit und die Streuung sind dazu viel zu groß. Bilde dir selbst eine Meinung, wer eventuell die Methodik besser beherrscht: ein Sportinstitut, das einen Stufentest standardisiert durch einen Sportwissenschafter auf der Laufbahn anbietet oder ein ambitionierter Läufer, der nebenbei Trainier ist, auf einer selbst vermessenen Strecke drei Belastungsstufen laufen lässt und die Werte mit einem mobilen 50 Euro-Gerät auswertet. - Die Computerauswertung kann nicht irren
Auch wenn genügend Messpunkte aus einem Stufentest ermittelt werden, bleibt noch immer die Frage offen, was man daraus macht. Der einfachste Weg ist es, die Daten in ein Computerprogramm einzugeben, das die Schwellen und die dazugehörigen Trainingsbereiche berechnet. Spätestens nach dieser Auswertung sollte der Tester unrealistische Werte kritisch hinterfragen und noch einmal überprüfen, ob sich eventuell ein Fehler eingeschlichen hat.
Wenn bereits vor dem Test eine ausführliche Anamnese durchgeführt wird, sollte der Tester eigentlich schon eine ungefähre Ahnung vom möglichen Resultat des Tests haben. Unreflektiert übernommen entstehen immer wieder Trainingsempfehlungen wie: Grundlagentraining bis Puls von 100hz bei einer maximalen Herzfrequenz von über 200hz oder anaerobe Schwelle bei 10km, obwohl der Sportler eine aktuelle Halbmarathonzeit von 1:30:00 hat!
Beinahe in jedem (Erst)Test wird eine mangelnde Grundlagenausdauer gesehen – als ob jeder ohne einen Laktattest vollkommen falsch trainierten würde! Ich sehe das nicht so, auch wenn tendenziell doch viele Läufer zu intensiv trainieren. Aber die Häufigkeit, mit der man dies bestätigt entspricht mit Sicherheit nicht der Wahrheit! - Interpretation erfordert großes Wissen
Der Laktattest bzw. dessen Messung und Analyse erfordert bereits in der Durchführung größte Sorgfalt. Wenn die Auswertung dem Computer überlassen wird und der Tester sich auf das generelle Schwellenkonzept verlässt, dann kann daraus nur wenig Sinnvolles entstehen. Aber viele müssen sich auf diese Voraussetzungen verlassen, da sie weder den physiologischen Hintergrund noch die Erfahrung mit Ausreißern im Laktatverhalten besitzen. Sie wenden ein Standardprogramm für alle Läufer an und jeder bekommt eben nur eine Standardantwort auf seine Fragen. Diese Frage könnte man genauso gut ohne Laktattest beantworten.
Wenn man auf Nummer sicher gehen will, dann geht man auch hier zum Schmied und nicht zum Schmiedl!
Sonntag, 31. März 2019
Laktattest – 10 Gründe wieso er nicht das Mittel der Wahl ist [2]
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