Wer hätte
das vor wenigen Tagen noch gedacht, dass in diesem Frühjahr niemand mehr an
einem Wettkampf teilnehmen kann, an keinem und das beinahe auf der gesamten
Welt. Teilweise ist es gar nicht mehr möglich, überhaupt noch zu laufen. Ein
Virus kam plötzlich und unerwartet und hinterlässt dermaßen große Spuren, dass
unser ganzes Leben nicht mehr so sein kann, wie es vor kurzem noch war. Wie
gehen wir Läufer mit dieser Krise um und wie kommen wir danach wieder ins
Laufen?
Ich brauche
an dieser Stelle wohl nicht noch einmal die allgemeinen Verhaltensregeln zur
Vermeidung einer Ansteckung mit dem Coronavirus erwähnen. Social Distance ist
in aller Munde und soll auch praktiziert werden. Wird es größtenteils auch, wie
ich es in meinem Umfeld beobachten kann. Nur wenn wir uns alle gemeinsam bemühen,
die Verbreitung einzudämmen, wird die Normalität in unserem Alltag früher
zurückkehren. Es wird so oder so schon sehr lange dauern, bis die größte Gefahr
vorüber ist, sehen wir zu, dass wir diese Zeit nicht noch weiter unnötig verlängern.
Vermeide Kontakt mit andern und wasch dir die Hände!
Bewegung allgemein
Social
Distance bedeutet aber nicht, dass wir in eine Starre verfallen und uns
einsperren müssen. Bewegung ist in dieser Lage oft der einzige mögliche Weg,
den aufgestauten Frust und Stress etwas abbauen zu können. Im normalen Alltag
ist es uns nicht ganz so bewusst, welche Bedeutung die Bewegung hat, weil man
sie ja ständig hat. Sobald dieses Ventil geschlossen ist, läuft es zusätzlich
zur angespannten Situation nicht mehr rund, man ist gereizt und macht sich
vielleicht noch mehr Sorgen.
Ich würde
jedem in dieser Situation zu Bewegung raten. Bewegung ist gut für die Psyche
und hilft gegen den Lagerkoller. Sei es zu Hause mit ein paar Indoor-Workouts
(manche Privilegierte haben auch ein Laufband oder Ergometer zu Hause) oder auch
bei einem Spaziergang. Es ist aber ein schmaler Grat, auf dem wir uns bewegen,
wenn wir das Haus verlassen. Einerseits sollst du Kontakte vermeiden und zu
Hause bleiben, andererseits spricht nichts dagegen, allein im Wald spazieren oder
laufen zu gehen. Allein! Doch der Weg dorthin (ich hoffe natürlich, dass
niemand auf die Idee kommt, mit den öffentlichen Verkehrsmittel in den Park zu
fahren) birgt bereits Gefahren: Türklinken oder andere Flächen, die du auf dem
Weg dorthin anfassen musst oder Leute, die dir entgegenkommen können, und so die
Verbreitung der Viren begünstigen. Deshalb ist es so extrem wichtig, dass du
dir vor dem Verlassen und beim Zurückkehren die Hände gründlich wäscht und
desinfizierst. Damit du, solltest du bereits angesteckt sein, das Virus nicht
verbreitest und andererseits natürlich, damit du dich selbst nicht ansteckst.
Wenn du
tatsächlich im Freien laufen solltest, dann halte Abstand zu anderen Läufern. Viel
Abstand! Ich hoffe, du hast einen Wald in deiner unmittelbaren Umgebung, in dem
du für dich allein bist. In der Stadt ist es meist schwerer. Momentan sehe ich
noch immer relativ viele LäuferInnen auf der Prater Hauptallee, was prinzipiell
nicht negativ ist, aber ein gemeinsames Laufen in der Gruppe ist ein absolutes
No-Go! Außerdem sind dort auch noch viele Radfahrer, was einerseits den Raum
einschränkt, aber auch durch die unterschiedliche Geschwindigkeit ein ständiges
Abstandhalten erschwert. Denn Abstand halten heißt wirklich Abstand halten!
Und wenn die
Ansteckungsgefahr beim Laufen allein im Wald sehr niedrig ist, bitte pass auf,
dass dir im Wald nichts passiert. Stell dir nur vor, du stürzt und muss ins
Krankenhaus…
Wie sieht es mit dem Training aus?
Wir alle
sind momentan sehr frustriert, da wir monatelang hart trainiert haben und uns
auf einen großen Abschlusswettkampf gefreut hätten. Viele liefen zu ihrer
Bestform auf und warteten nur, es offiziell zu beweisen. Nun sind uns alle Möglichkeiten
verwehrt, an einem Wettkampf teilzunehmen. Die ganze harte Arbeit war also um
sonst? Nicht unbedingt. Die gelaufenen Kilometer sind und bleiben in den Beinen.
Diese Bestform kannst du zwar nicht auf Dauer halten, doch für den nächsten Anlauf
startest du von einem höheren Niveau. Vorausgesetzt, du resignierst jetzt nicht
und bleibst im Laufen.
Nütze die
Zeit, um die Form zu erhalten, und vielleicht findest du auch einen Weg, die
Saison doch noch gebührend abzuschließen. Ich kann mir zwar nicht vorstellen,
dass vor Herbst noch eine größere Laufveranstaltung durchgeführt werden darf,
aber man kann doch selbst einen eigenen Saisonabschluss veranstalten. Eine sehr
motivierende Idee hatte zum Beispiel das Laufmagazin Runner‘s World Deutschland
mit dem Coronathlon. Runners
Word stellt für alle eine Urkunde zur Verfügung, die ihren Wettkampf für sich
allein antreten. Mach mit, auch wenn es nicht dasselbe wie beim Wienmarathon ist.
Es fehlen die Massen, die Motivation der Startnummer und das ganze Drumherum, aber
es geht um das Ritual des Saisonabschlusses. Danach startet die neue Saison mit
neuen, vielleicht sogar noch größeren Zielen. Nach dem Wettkampf ist
bekanntlich vor dem Wettkampf. Das gilt auch in diesen Zeiten.
Was wird mit den Laufveranstaltungen?
Arm dran
sind diejenigen, die ihr gesamtes Herzblut in die Laufveranstaltungen gesteckt
haben und teilweise sehr kurzfristig absagen musst. Es geht dabei nicht nur um
Großveranstaltungen, sondern vor allem um die kleinen Bezirksläufe, die sowieso
auf keinen Gewinn aus sind und abhängig von ehrenamtlicher Mitwirkung sind.
Manche Veranstalter werden ihre Läufe wahrscheinlich gar nicht mehr anbieten
und der eine oder andere Fixpunkt im Laufkalender wird ab nächstem Jahr fehlen.
Ich bedauere
das natürlich sehr, dass durch die Absagen ein sehr großer wirtschaftlicher
Schaden entsteht. Denn es hängen da nicht nur die Startgelder dran, sondern wichtige
Werbe- und Sponsorenverträge, von denen die Veranstaltungen eigentlich leben. Dennoch
mach ich mir über die Veranstaltungen keine Gedanken, da jeder kleine
Unternehmer momentan dasselbe Problem hat, nur dass es bei ihnen um deutlich
mehr geht, nämlich um ihre Existenz. Bei den wenigsten Veranstaltungen hängt
die Existenz von Menschen ab.
Also zahlt
die Startgebühr zurück, schreibt sie für die nächste Veranstaltung gut oder
zahlt sie auch gerne nicht zurück, aber bitte macht eines nicht: verschiebt den
Lauf nicht nach hinten und schon gar nicht in den Herbst. Es ist zwar eine logische
Möglichkeit, die Veranstaltung dennoch durchzuführen und den wirtschaftlichen
Schaden etwas zu reduzieren, doch was meint ihr wohl, was im Herbst los sein
wird, wenn die schon generell viel zu dichte Wettkampfsaison zusätzlich mit den
verschobenen Frühjahrswettkämpfen überschwemmt wird? Wir kommen wieder zu euren
Veranstaltungen, aber nicht alle zur gleichen Zeit! Und wer weiß, ob es im Herbst überhaupt schon erlaubt sein wird, größere Veranstaltungen durchzuführen.
Laufszene und Laufbusiness
Wie oben
erwähnt, wissen gerade kleine Unternehmen und Berater, deren Umsatz teilweise
zu 100% weggefallen sind, nicht, wie lange sie noch durchhalten können. Glaube
nicht, dass unsere Betriebe so viel Reserven haben, und das Zusperren für
mehrere Wochen durchalten. Und wenn sie die ersten Monate durchalten, ist das
langfristige gesamtwirtschaftliche Entwicklung sehr ungewiss. Die Laufszene hat
ihre umsatzstärkste Zeit in den Monaten März und April. Und in dieser Zeit werden
wir durch das Coronavirus geschlossen halten müssen. Der Wienmarathon ist ein
regelrechtes Zugpferd für die Laufszene. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit
Herrn Blutsch von Laufsport Blutsch, der meinte, dass er im Frühjahr Personal aufstocken
und die Öffnungszeit verlängern muss, um den Andrang Herr zu werden. Gut so,
aber dieser Umsatz bleibt für heuer aus. Man kann nur hoffen, dass sich ein
Teil des Umsatzes in den Sommer verschiebt. Ich bin mit meiner Firma dabei genauso betroffen wie der
gesamte Sport- und Freizeitbereich.
Es ist
momentan einfach eine sehr schwierige Zeit. Für jeden von uns. Jeder muss
seinen Teil dazu beitragen, dass wir diese Krise so schnell es geht überwinden
und dass wir bald wieder zur Normalität zurückkehren können. Wie diese neue
Normalität aussehen wird, das kann man zurzeit noch nicht abschätzen, sie wird
jedenfalls vollkommen anders aussehen, als wir sie bisher kannten. Je mehr sich
jeder einzelne bemüht und zu Hause bleibt, umso früher wird dieser Spuk vorbei
sein. Egoisten, Corona skeptikern und Krisenleugnern soll gesagt sein, dass es
nicht um den einzelnen geht, sondern um unsere gesamte Gesellschaft! Der Staat
pumpt nicht zig Milliarden in die Wirtschaft, nur damit einzelne Idioten aus
Langeweile noch immer ihre Picknicks mit Freunden im Park abhalten. Bleibt zu Hause
und verhaltet euch verantwortungsvoll!
Uns geht es auch
in dieser schwierigen Zeit noch immer relativ gut, und uns wird es auch nach
überstandenem Coronavirus noch immer einigermaßen gut gehen, da bin ich mir
sicher. Und nach überstandener Krise sollte auch jeder von uns weiterhin seinen
Beitrag leisten: bleib zu Hause! Dann aber mit einem anderen Ziel: Kauf zu Hause
bei deinen Laufgeschäften, Trainern und anderen wichtigen Dienstleistern.
Was du jetzt tun kannst
Auch wenn
ich selbst aus Bequemlichkeit gerne online bestelle, in der nächsten Zeit wird
es besonders wichtig, unsere laufende Infrastruktur zu erhalten, damit wir den
Status quo nicht verlieren. In Wien können wir uns wirklich glücklich schätzen,
dass wir so zahlreiche und vor allem gute Laufgeschäfte haben. Jeder Einkauf in
unseren Lieblingsgeschäften wird zum Erlebnis und trägt dazu bei, dass unser
Hobby noch mehr Spaß macht. Unterstützen wir sie, indem wir unser Geld im Ort
lassen.
- Verschenke Gutscheine für Läufer
- die gehen später in die Geschäfte, wenn der ganze Trubel wieder vorüber ist
- Verschiebe deine (dringenden) Neuanschaffungen und schau dann
- zum Blutsch und lass dir dort deinen richtigen Laufschuh verschreiben,
- oder zum RunInc-Store und teste dort die neuen ON-Schuhe,
- oder zum Wemove, der neben seinem Geschäft auch weiterhin seine Weekly Long Runs anbieten wird,
- oder zum Traildog Running und rüste dort dein Trailequipment auf,
- oder zum wmns Running Store und lass dich dort als Frau von Frauen laufend versorgen,
- oder zum Tony‘s Laufshop, der sicher noch einen Kayano für dich im Lager hat.
- …und das waren nur die wichtigsten Laufgeschäfte!
Klar ist,
dass wir gerade im Frühjahr neue Laufschuhe und nebenbei auch etwas für die
Laufgarderobe benötigen. Warte noch etwas und mach dir nach der Krise eine
besondere Freude und kauf dir gleich mehrere Schuhe bzw. Shirts, einen
Laufrucksack, neue Socken (hast du eh immer zu wenig), gönne dir eine neue
Pulsuhr (eh wissen, eine Polar),…du machst dir und unserer Zukunft einen großen
Gefallen. Natürlich muss ich erwähnen, dass es auch Profis wie wir von Runtasia gibt, die dich bei deinen nächsten
laufenden und bewegten Zielen unterstützen können oder die nötige Motivation
fürs Dranbleiben geben. Buche einen Einzeltrainer, mach einen Lauftechnikkurs, schließ
dich Laufgruppen an, verbreite es an deine laufenden Kollegen und Freundinnen. Die
gesamte Laufszene ist für dich da…
…dann, wenn
wieder alles so ist, wie es wir gewohnt sind und niemand mehr über Corona
spricht. Und wenn, dann nur mehr lachend aus der Erinnerung. Wir schaffen das!
Schöner Artikel, Walter! Meine Frage: Was empfiehlst du Läufern, die so wie ich gerade in der intensiven Trainingsphase für den VCM 2020 waren, als die Absage kam? Wie kann man seine Form bestmöglich konservieren, so dass man vielleicht im Herbst für einen Lauf bereit ist? Ich laufe derzeit statt 4 Einheiten nach Plan zwei kurze unter der Woche und eine lange am Wochenende.
AntwortenLöschenHallo Volkmar!
LöschenEigentlich solltest du dich so verhalten, wie wenn der VCM jetzt hinter dir wäre: abtrainieren und dann wieder von neuem beginnen. Die Form zu halten ist nicht möglich und auch nicht sinnvoll: wir brauchen den Abbau, damit wir wieder Anlauf für das nächste Ziel nehmen können.
Also: konzentriere dich jetzt aufs Technik- und Krafttraining und die restlichen Laufeinheiten sollten für die Grundlage sein. Bleib aber bei deinen 4 Einheiten in der Woche! OK?